Geschichte unserer Kirche

Jesus Christus 
gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.
Hebräer 13,8

Schon seit rund 1200 Jahren kommen im „Oberbergischen Dom“ am Kerberg Menschen im Namen Gottes zusammen, um unserem Herrn Jesus Christus die Ehre zu geben.

Eine lange Tradition, in der wir uns jeden Sonntag stellen, wenn wir miteinander Gottesdienst feiern.

Die Anfänge: Christliche Missionierung im Raum Gummersbach

Erst ab dem 6. Jahrhundert wurde Gummersbach von den Sachsen im Nordosten und den Franken im Südwesten umfassender besiedelt. Ob es darunter schon Christen gab, wissen wir nicht. In der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts wurde das oberbergische Gebiet ins fränkische Reich eingegliedert. Ab diesem Zeitpunkt ist mit einer umfassenden christlichen Missionierung zu rechnen.
Nachdem Karl der Große im Jahr 781 anwies, das sächsische Land unter den Bischöfen und Priestern zu verteilen – damit diese tauften und predigten – entstanden vermutlich auch in Gummersbach keine Kirchen mit begrenztem Pfarrrecht, die sogenannten capellae.

Die erste Phase: Der erste Kirchbau um 850

Archäologische Ausgrabungen aus dem Jahr 1963 fanden heraus, dass die Gummersbacher Kirche bereits um das Jahr 850 gebaut wurde. Danach wurde sie mehrfach umgebaut und erweitert.
Der erste Bau maß vermutlich 140 m² Grundfläche. Das ist eine unfassbar große Fläche, wenn man beachtet, dass es sich beim Stadtgebiet zur damaligen Zeit vermutlich nur um eine kleine Ansiedlung handelte. Vermutlich sollte die Kirche eine Kantonalkirche für einen sehr großen Gemeinde sein. 
Diese Mutterkirche entstand im karolingischen Saalbau mit eingezogenem Rechteckchor. Sie wies einen schlichten, einschiffigen Bau auf und wurde vermutlich in sehr kurzer Zeit aufgebaut.
Die Gummersbacher Kirche ist die erste Kirche dieser Region.

Die zweite Phase: Umbau um 1050

Im Laufe der folgenden 200 Jahren entstanden in vielen der Außenbezirke eigene kleine Gemeinden, die sich von der Gummersbacher Kirche lösten. Außerdem ist davon auszugehen, dass die Mutterkirche baufällig wurde. So kam es um das Jahr 1050 zu einer Neuerrichtung der Kirche. Da die Gemeinde sich verkleinert hatte, verringerte sich auch die Grundfläche der Kirche auf ca. 66 m². Dafür handelte es sich nun um einen architektonisch anspruchsvolleren und handwerklich solideren Bau.  
Die Kirche stellte sich in Gestalt eines romanischen Saalbaus mit halbrunder Apsis dar. Vermutlich wurde damals bereits der heutige Westturm gebaut. 
Der Turm repräsentierte die Gemeinde und den Glauben und diente der Zuflucht in Kriegszeiten. Deshalb wurde er stets von der örtlichen Gemeinde bezahlt.

Die dritte Phase: Umbau um 1150

Im Jahr 1109 fand die Gummersbacher Kirche erstmals schriftliche Erwähnung. In einem Steuerregister des Kölner Severinsstifts heißt es:„ecclesia, que est in villa Gummeresbracht …“ („Kirche, welche in dem Dorfe Gummersbracht ist“). Da St. Severin damals auch als Schutzpatron der Gummersbacher Kirche verehrt wurde, kam es zur Behauptung, der Oberbergische Dom sei vom Severinsstift gegründet worden. Dies lässt sich jedoch nicht belegen.
Während des Hochmittelalters kam es zu einem Bevölkerungswachstum, einem gewissen Wohlstand und Gummersbach nahm eine zentrale Stellung in der Region ein. So wurde die Kirche um das Jahr 1150 erneut umgebaut und dabei erweitert. Es handelte sich nun um eine dreischiffige romanische Basilika. Spätestens jetzt erhielt sie den Westturm. Dazu wies sie ein Querschiff und Apsiden an der Ostseite auf. Ihr Innenraum maß nun ca. 162 m². Aus dieser Zeit stammt auch der bis heute erhaltene und genutzte Taufstein.

Die vierte Phase: Umbau um 1250

Etwa 100 Jahre später wurde die Kirche erneut ausgebaut. Dabei wurde ein Querhaus angebaut, dass die Kirche nach Osten verlängerte. Das Haupt- und die beiden Seitenschiffe erschienen nun etwa in der Breite des heutigen Querschiffs. Der Innenraum maß nun ca. 222 m².
Nun war das Ende des romanischen Kirchenbaus erreicht.

Die fünfte Phase: Umbau um 1450

Doch die Umbautätigkeiten liefen weiter. 200 Jahre lang erfolgten nur geringe Bautätigkeiten. Schließlich riss man um 1450 die Erweiterung aus dem 13. Jahrhundert ab und ersetzte sie durch ein gotisches Querschiff. Dabei wurde der Innenraum auf ca. 270 m² vergrößert.
Der Grund für den Umbau liegt wohl in der Volksfrömmigkeit des 15. Jahrhunderts. Aus Angst vor Fegefeuer und Hölle bemühten die Menschen sich, ihre Seele freizukaufen. Das geschah nicht nur durch die berühmten Ablassbriefe, sondern auch durch die Stiftung religiöser Gegenstände an Kirchen. Im neu errichteten Querschiff entstand Platz für Heiligenaltäre, gotische Fenster mit Bildprogramm und Wandmalerei, die von Gemeindegliedern gestiftet wurden, in der Hoffnung, beim Jüngsten Gericht so ein gnädiges Urteil erwirken zu können. Die Wandmalereien sind an der Decke des Chorgewölbes hinter dem Altar bis heute erhalten. Ebenfalls aus dieser Zeit stammt ein Zimborium – ein von Säulen getragener Überbau über einen Altar –, das auch heute noch in der Kirche steht, jedoch umfunktioniert zum Taufhäuschen.
Um 1520 wurde auch das stadtwärtige Seitenschiff gotisiert.

Die sechste Phase: Umbau um 1570

 Die Reformation vollzog sich in Gummersbach in einem langen Prozess, vor allem unterstützt durch den damaligen Pfarrer Vikar Heinrich Gervershagen. Durch ihn nahm die Gemeinde spätestens 1580 das lutherische Bekenntnis an. Bereits im Jahr 1570 ignorierte er den Beschluss des Konzils von Trient nur wenige Jahre zuvor, indem er trotz seines Priesteramtes heiratete.
Um das Jahr 1570 wurde die Kirche ein weiteres Mal umgebaut und erscheint seitdem im Wesentlichen in ihrem heutigen Baubild mit gotischem Kreuzrippengewölbe. Im Zuge dieser Umbauarbeiten gotisierte man das romanische Langhaus und ersetzte das südliche romanische Kirchenschiff durch ein gotisches, während das nördliche Kirchenschiff romanisch blieb. Darüber hinaus wurden fünf schmale Spitzbogenfenster eingebaut. Die Kirche maß nun ca. 294 m² Innenfläche.
Im Zuge der reformatorischen Wende entfernte man die Seitenaltäre und Überstrich die Wandgemälde. Das Zimborium, das zuvor lange im Freien gestanden hatte, wurde durch Heinrich Gervershagen im Jahr 1580 in ein Taufhäuschen umgewandelt und mit Bibelversen versehen.

Weitere Umbauten

1721 wurde in der Kirche im bergischen Barock Altar und Kanzel übereinander eingebaut, 63 Jahre später um eine Orgelbühne erweitert. Die Prinzipalstücke bedecken nun den Chorraum.
Die prominente dreigliedrige Anordnung zeigt deutlich das lutherische Bekenntnis: Sakrament, Verkündigung und Lobgesang stehen an hervorgehobener Stelle vor der Gemeinde.
Auch die Achse des Hauptschiffs wurde in dieser Zeit versetzt.

Auf dem Weg zum „Oberbergischen Dom“

Im Jahr 1813 baute man drei Emporen mit 250 neuen Sitzplätzen in die Kirche ein. 1899 folgten weitere Renovierungen, bei denen drei Emporentreppentürme im neugotischen Stil an die Südseite gebaut wurden. Außerdem wurde der Haupteingang ins nördliche Seitenschiff verlegt und die Fenster des nördlichen Querschiffs verlängert, sodass ihre Größe der, der Fenster im südlichen Querschiff entsprachen. Carl Steinmüller, der damalige Kirchmeister, stiftete sieben neue Kirchfenster mit Motiven aus biblischen Geschichten (der verlorene Sohn, die Kindersegnung, die Kreuzigung) sowie den Reformatoren (Martin Luther, Philipp Melanchthon, Huldrych Zwingli, Johannes Calvin).
Des Weiteren erneuerte man das Gestühl. Auf der Vierung wurde ein Dachreiter angebracht, dazu wurden alte Grabsteine, die bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts vom Friedhof in die Kirche geholt worden waren, an der Wand des nördlichen Seitenschiffs montiert.
Modernisierungen erhielten Einzug mit der Einführung des elektrischen Lichts und einer Dampfheizung, anstelle der bisherigen Kanonenöfen.

Die letzten Umbauten

In den 1960er Jahren wurde die Kirche erneut renoviert. Dabei entfernte man die Emporen und neugotischen Anbauten.
1988 ermöglichte die Schenkung eines Gummersbacher Ehepaares die Erneuerung der Kirchenfenster an der Südseite. Anstelle von einfachem Glas zieren nun wertvolle Buntglasfenster zur Taufe Jesu die Kirche.
Im Jahr 2010 erfolgte eine aufwändige Restaurierung der buntverglasten Fenster von 1900.
Sieben Jahre später entdeckte man, dass die Fassade und das Dach der Kirche in hohem Maße restaurierungsbedürftig waren. Seit 2019 laufen die Sanierungen des Glockenturms und halten bis heute an.

Weitere Informationen zur Innenausstattung unserer Kirche finden Sie hier.

Quellen:

  • Kurt Becker, Uwe Selbach, Allan Grave: Gummersbach. In: Evangelischer Kirchenkreis An der Agger (Hrsg.): Evangelisch in Oberberg. Verlag Frank-Michael Rommert, Gummersbach 2007.
  • Jürgen Woelke: Das Gummersbacher Taufhäuschen – Zeitzeugnis regionaler Reformationsgeschichte. In: Evangelischer Kirchenkreis An der Agger (Hrsg.): Evangelisch in Oberberg. Verlag Frank-Michael Rommert, Gummersbach 2007.
  • Mittelalter – Stadtgeschichte. In: Stadt Gummersbach. Stadt Gummersbach, abgerufen am 14. September 2023.
  • Arnd Gaudich: Flugdrohne: Schäden an der evangelischen Kirche in Gummersbach. In: Oberbergischer Anzeiger. 26. Januar 2017, abgerufen am 14. September 2023.
  • Evangelische Kirche „Oberbergischer Dom“. In: A. Töpfer (Hrsg.): Unsere Stadt Gummersbach.