Kategorien
Aktuell

Wochenandacht

Andacht zum zweiten Sonntag nach Weihnachten: Wie seine Herrlichkeit auch mein Leben durchzieht 

„Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ (Johannes 1, 14b) Eine Andacht zum zweiten Sonntag nach Weihnachten von Uwe Selbach

Der Wochenspruch für die kommende Woche klingt sehr vollmundig: „Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ (Johannes 1, 14b)

Ein Satz vorher steht noch: „Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.“ Mit dem „Wort“ meinte Johannes: Jesus. Und vielleicht haben sie in der Weihnachtszeit auch das Lied „Herbei, o ihr Gläub´gen“ gehört oder gar selbst gesungen. Da kommt dieser Vers auch vor, in der vierten Strophe: „Ja dir, der du heute Mensch für uns geboren, Herr Jesu, sei Ehre und Preis und Ruhm, dir, fleischgewordnes Wort des ewgen Vaters! O lasset uns anbeten…!“

Ob die Menschen damals, als Jesus geboren war, das auch schon so erkennen konnten? Dass es mit diesem heranwachsenden Jesus etwas Besonderes auf sich hat, das haben sie später gemerkt (Lukas 2,41ff.), dass der erwachsen gewordene Zimmermanns-Sohn ein außergewöhnlicher Prediger und Wundertäter wurde, das hatte sich schnell herumgesprochen, mal mit Begeisterung, mal mit Skepsis. Dass in diesem „Christus“ viel mehr steckte als in allen Propheten, die vorher im Land waren, das konstatierten Freunde und Feinde.

Aber die „Herrlichkeit (…) voller Gnade und Wahrheit“? – Wer hat sie gesehen? Wer hätte das so vollmundig behaupten können? – Nein, seine Herrlichkeit war nicht weltweit eindeutig und erkennbar. Das Corona-Virus ist da besser dran: Es ist weltweit nachweisbar und gefürchtet.

Johannes schreibt auch, dass die Menschen Jesus nicht aufnehmen wollten, dass aber alle, die ihn doch aufnahmen, „Gottes Kinder“ sein würden. (Johannes 1,11f.) Es sind die „Kinderaugen“, die die Herrlichkeit sehen und sich darüber freuen können! Ähnlich wie an Weihnachten: „Tausend Kindlein stehn und schauen, sind so wunderstill beglückt.“ (Eichendorff) Hat Jesus seinen Jüngern deshalb vielleicht gesagt: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder…“ (Matthäus18,3)?

Von der Krippe bis zum Kreuz 

Das bedeutet nicht, dass der Glaube größtmögliche Infantilität zur Voraussetzung hätte. Nein, sondern: Kinder haben noch ein unerschütterliches Vermögen, selbst das (menschlich) Unmögliche im Möglichen zu erkennen! Und als „Kind Gottes“ erkenne ich, dass in diesem Jesus – von der Krippe bis zum Kreuz – der Vater im Himmel aus Liebe zu mir gehandelt hat! Und das ist einfach nur – herrlich! Wer diese „Herrlichkeit“ aber selber erleben möchte, dem gilt der weise Rat des „schlesischen Engels“: „Wird Christus tausendmal zu Bethlehem gebor´n / und nicht in dir; du bleibst noch ewiglich verlor´n“

Nicht die historische Tatsache der Geburt Jesu an sich lässt mich die darin enthaltene Herrlichkeit erkennen, sondern erst, wenn ich mich beschenken lasse von diesem Kind in der Krippe, das zugleich „der Welten Heil und Richter“ ist, dann werde ich immer mehr bemerken, wie seine Herrlichkeit auch mein Leben durchzieht! Darum lädt ein altes Lied zum Gebet ein:

„Ach mache du mich Armen / zu dieser heilgen Zeit  aus Güte und Erbarmen, / Herr Jesu, selbst bereit.  Zieh in mein Herz hinein / vom Stall und von der Krippen,  so werden Herz und Lippen / dir allzeit dankbar sein.“ (Evangelisches Gesangbuch 10,4)

In diesem Sinne wünsche ich uns allen: ein herrliches neues Jahr voller Dankbarkeit!

Ihr Pfarrer Uwe Selbach

Kirchengemeinde Gummersbach