Andacht: Liebe wächst wie Weizen
„Wenn das Weizenkorn in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“ (Johannes 12, 24). Eine Andacht von Beate Klein, Biobäuerin aus dem Reichshof und Synodalbeauftrage für die Beratung und Begleitung Trauernder, zum Sonntag Lätare (Freue Dich), dem vierten Sonntag in der Passions- und Fastenzeit.
Jesaja 54, 7-10, beginnt mit dem Bibelwort: „Ich habe Dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich Dich sammeln.“ Im Vers 10 heißt es: „Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von mir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, Dein Erbarmer.“
Dieser Text des Trostes ist uns auf den Leib geschrieben, in dieser Zeit der Pandemie. Diese Zusage wird im Neuen Testament bestärkt, durch Jesu Tod und Auferstehung.
Lied: Evangelisches Gesangbuch 98, Strophe 1 bis 3
„Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt, Keim der aus dem Acker in den Morgen dringt- Liebe lebt auf, die längst erstorben schien. Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab, wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab. Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn? Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
Im Gestein verloren Gottes Samenkorn, unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn. Hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien. Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
Der Wochenspruch lautet: „Wenn das Weizenkorn in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“ (Johannes 12, 24)
Die Entwicklung des Korns
Wie war das früher auf den Bauernhöfen unserer Großeltern und Urgroßeltern? Reife Weizenähren wurden Anfang des letzten Jahrhunderts zuerst von Hand mit Sicheln, Sensen, abgemäht. Danach stellte man sie in Schobben – so nannte man sechs große, luftig zusammengebundene Getreidesträuße, Garben, mit großer Standfestigkeit zueinander – zum Trocknen in die Sonne. Anschließend trug oder fuhr man, mit Pferd und Wagen, alles bis zum Winter auf die Scheunentenne. Dort wurde es trocken gelagert. Mit Dreschflegeln, Holzstangen mit Schlagbrett wurden die Körner den Winter über von Hand ausgeschlagen und gedroschen.
Dann wurde das Korn gemahlen, mit einer Mühle, die mit zwei gegeneinander laufenden Mühlsteinen das Korn zu Mehl mahlte. Durch Muskelkraft und Wasserkraft. In den Fünfzigerjahren Jahren kam die motorbetriebene Dreschmaschine auf, hiermit wurde das Korn ausgedroschen, gesiebt, gereinigt und in Säcke gefüllt. Die Spreu und das Stroh wurden zum Einstreu der Tiere genommen. Einige Jahre später (Sechziger- und Siebzigerjahre) erfand man den selbstfahrenden Mähdrescher, der das Getreide abmähte, aufnahm, die Spreu von den Körnern trennte und separierte.
Ein Weizenkorn hat in der Regel eine Keimdauer von acht bis 14 Tagen, das ist sortenabhängig. Wenn das Korn gesät ist, stirbt es anscheinend ab. Das Bedeutsame daran ist, dass sich in den Hüllen des Korns der Keimling entwickelt. Dieser wird größer – und sobald sich die Ährenhalme an die Oberfläche schieben, bilden sich neue Körner.
Jesus nimmt seinen Leidensweg an
Die Entwicklung des Korns nimmt Jesus als Zeichen und Möglichkeit, seinen Jüngern sein Leiden und sein Sterben zu erklären. Im Garten Gethsemane nimmt Jesus seinen Leidensweg endgültig an, gibt das Einverständnis zu diesem Lebensweg. Jesus wird durch Gott, seinen Vater, angenommen und getragen. Jesus stirbt und all sein Tun und Predigen scheint zu Ende und wirkungslos geworden zu sein.
Aber dann kommt Ostern! Jesus bleibt nicht im Grab, er erscheint seinen Jüngern und fordert sie auf, ihre Erlebnisse weiter zu sagen!
Dazu gehört auch, Johannes 12, 25ff: „Wer sein Leben lieb hat, der wird es verlieren und wer sein Leben auf dieser Welt hasset, der wird es erhalten zum ewigen Leben. Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.“
Das ist schon gar nicht so einfach zu verstehen und anzunehmen, vor allen Dingen, was ist damit gemeint und was ist damit alles verbunden?
Ich denke, dass wir daraus viel entnehmen können. Wenn wir gierig, geizig, rücksichtslos und egoistisch sind, unversöhnlich, hartherzig oder jemanden hassen, dann tun wir uns es selbst an. Wir nehmen uns selbst Lebensfreude und Lebensqualität.
Gottes Barmherzigkeit und Trost dagegen verwandeln uns, und das gibt uns Unterstützung, Trost und Lebensfreude. Wir können dann auch für andere da sein.
WIR BETEN DAS VATER UNSER
Lied zur Segnung : Evangelisches Gesangbuch 170, Strophe 1, 2, 3
Komm Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen, sondern überall uns zu dir bekennen.
Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen. Lachen oder Weinen wird gesegnet sein.
Keiner kann allein Segen sich bewahren. Weil du reichlich gibst, müssen wir nicht sparen.
Segen kann gedeihn, wo wir alles teilen, schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeihn.
Frieden gabst du schon, Frieden muss noch werden, wie du ihn versprichst uns zun Wohl auf Erden.
Hilf, dass wir ihn tun, wo wir ihn erspähen, die mit Tränen säen, werden in ihm ruhn.
Beate Klein, Kirchengemeinde Eckenhagen