Kategorien
Aktuell

Wochenandacht

Andacht zu Jubilate: Es muss ja alles gut werden 

„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur, das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ (2. Korinther 5,17). Eine Andacht zum dritten Sonntag nach Ostern von Uwe Selbach 

Der dritte Sonntag nach Ostern trägt den schönen Namen „Jubilate“! Auch ohne Lateinkenntnisse kann man ahnen, was es heißt: „Jubelt!“, „Jauchzet!“, „Freut Euch!“

Wie gerne würden wir das! Während ich diese Andacht verfasse, steigen die Inzidenzzahlen wieder an und weitere Einschränkungen stehen bevor. Zur Zeit würde ich – wenn ich wetten würde –  nicht hoch wetten, dass es am 25. April wieder entspannter aussieht… – „Jubelt“ ??

Nun orientieren sich die Namen der Sonntage ja – Gott sei Dank! – nicht am aktuellen Geschehen, sondern an der Ordnung des Kirchenjahres. Die Sonntage nach Ostern wollen auf ihre Weise das wunderbare Ostergeschehen vertiefen, tief einprägen und in uns verwurzeln, damit die Auferstehung Jesu Christi von den Toten das unerschütterliche Fundament unseres Glaubens bleibt: „Der HERR ist auferstanden! – ER ist wahrhaftig auferstanden!“

Vor diesem Hintergrund ist es spannend, den Wochenspruch für die kommende Woche zu lesen:

„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur, das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ (2. Korinther 5,17)

Das ist doch eine ganz große Sehnsucht in uns: ein Neuanfang! Noch einmal neu durchstarten können! Das Alte hinter sich lassen und neu werden! – Wann haben Sie zuletzt von sich gesagt: „Ich fühle mich wie neugeboren“? Vielleicht nach einer überstandenen Operation, nach einem geglückten Sprung in einen neuen Lebensabschnitt, nach einer Befreiung aus Todesängsten?

Ich vermute, dass es bei den meisten schon lange her ist, dass sie so einen Satz jubilierend gerufen haben: „Ich fühle mich wie neugeboren!“ Gerade in dieser Pandemie habe ich den Eindruck, dass das Gegenteil viel tiefer an uns nagt. Da fühlt man sich alt und ausgebrannt. 

Der Apostel Paulus macht die „neue Kreatur“, die „neue Schöpfung“ nicht an unseren Erfahrungen und nicht am Zustand der Welt fest (erst recht nicht an Inzidenzzahlen), da gibt es wohl nicht viel Neues unter der Sonne…

Paulus macht das „neue Sein“ an Jesus Christus fest! In IHM ist das österliche Wunder der neuen Schöpfung schon Realität!  ER ist der „Erstling“ der neuen Schöpfung (1. Korinther 15). Der auferstandene Christus wird zum Vor-Bild für das Neue, das begonnen hat! Und wer sich wie ein Kind hinein begibt in die Hand des himmlischen Vaters (siehe das Bild von Dorothea Steigerwald), der folgt darin dem sterbenden Christus, der betet: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!“

Und wer sich in diesem kindlichen Vertrauen dem Vater im Himmel anvertraut, der hat Anteil an der „neuen Schöpfung“! Der trägt wohl das Alte noch als spürbare und sichtbare Wunde an sich, aber er weiß auch um das neue Leben, in dem der Auferstandene uns vorangeht, er weiß um den neuen Himmel und die neue Erde, wohin wir unterwegs sind, er weiß um das neue Leben in Christus – schon hier und dereinst erst recht! Er weiß um die tiefe Wahrheit, die uns befreit und entspannt jubilieren lässt:

„Es muss ja alles gut werden, weil Christus auferstanden ist!“ (Sören Kierkegaard)

Das sind gute Gründe zum Danken und Loben. „Jubilate!“

Mit herzlichem Gruß,

Ihr Uwe Selbach

Kategorien
Aktuell

Offene Kirche an Markttagen

Ab 9.Februar ist die Kirche für das Zur-Ruhe-kommen vor Gott, für das stille Gebet und für das Entzünden einer Kerze von 9:00 Uhr bis 12:00 Uhr geöffnet. In den folgenden Wochen immer dienstags und donnerstags von 9:00 Uhr bis 12:00 Uhr und mittwochs von 17:00-19:00 Uhr. Zur Zeit können Sie Bilder von Edith Fischer und Renate Dahmer in der Kirche bewundern

Kategorien
Aktuell

Wochenandacht

Andacht:  Barmherzigkeit in der aufgeregten Gegenwart

Pfarrer Matthias Weichert schreibt zum zweiten Sonntag nach Ostern  

Der Wochenspruch (1. Petr 1,3) verspricht uns Hoffnung:

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

Ein Wort spukt mir durch den Kopf: Liebesentzug. Zu Hause ist es oft der Partner*in, der/ die einen erziehen möchte, sagt der Psychologe Manuel Tusch aus Köln. „Oder es sind die Kinder, die ihren Willen durchsetzen wollen. Da wir sie so sehr lieben, lassen wir uns gerne mal von ihnen auf der Nase herumtanzen.“ Ein typisches Beispiel ist auch die Manipulation der Schwiegermutter, die ihren Sohn gegen die Schwiegertochter auszuspielen versucht. “Sobald ein Mensch in Beziehungen zu anderen steht, kann er manipuliert werden“, erklärt Manuel Tusch. Wenn ein emotionales Band zwischen zwei Personen existiert, funktioniere es besonders gut. „Wenn ich jemanden sehr liebe, bin ich offen. Ebenso aber, wenn ich Angst habe oder abhängig von jemandem bin.“

Warum spukt mir das durch den Kopf? Weil in diesem Wochenspruch von der Liebe / Barmherzigkeit gesprochen wird, die Gott uns durch die Auferstehung Jesu schenkt. Gleichzeitig lebe ich in der aufgeregten Gegenwart, in der so viel Unvorhergesehenes passiert, viele Stimmen meinen unbedingt recht zu haben.

Durch Liebesentzug kann ich manipuliert werden, weil oft – wie beschrieben – unehrliche Motive Menschen leiten. Die innere heitere Gelassenheit des Glaubens an die Barmherzigkeit Gottes, die unter anderem auch Martin Heidegger ausführlich beschreibt, kann immun für Manipulation machen – Mich stimmt der Glaube an die unbedingte Barmherzigkeit Gottes gelassen, verleiht mir Selbstsicherheit – besonders in diesen aufgeregten Zeiten.

Die Botschaft von Ostern ist doch die, dass Gott uns so annimmt wie wir sind – wir diesem Gott vertrauen können, weil er nicht mit Liebesentzug manipuliert und zu uns in unserer Vorläufigkeit steht. Ostern und Auferstehung sind ja tatsächlich Aussagen, die der Rationalität entzogen sind, sie leben vom, dass Gott Möglichkeiten hat, die in unseren Erkenntnissen nicht vorkommen.

Wahrscheinlich schmunzelt Gott über unsere aufgeregten Diskussionen die wir über Versäumnisse in der Pandemiebekämpfung führen, über Kandidaturen um höchste Ämter, die als heftige Auseinandersetzungen geführt werden, versteht vielleicht nicht die Geheimnisse eines föderalen Systems. Sicher wünscht er aber uns die innere heitere Gelassenheit, die wir durch den Glauben an seine Barmherzigkeit gewinnen können.

Kategorien
Aktuell

Wochenandacht

Andacht:  Gott als Schatz- und Perlensucher 

Pfarrer Michael Kalisch schreibt zum ersten Sonntag nach Ostern über ein besonderes Abenteuer 

Losung

Fällt euch Reichtum zu, so hängt euer Herz nicht daran.
Psalm 62,11

Lehrtext

Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
Matthäus 6,21

Die Losung und der Lehrtext dieses Sonntags klingen wie Lebensweisheiten aus den Poesiebüchern vergangener Tage. Als solche möchte ich sie zunächst hören und bedenken:

Vom Schätze suchen und sammeln

Ja, wir Menschen sind Jäger und Sammler. Wir sind auf der Suche nach der Liebe unseres Lebens. Nicht wenige jagen unerschrocken und voller Herzblut ihrem großen Schatz nach. Unterhaltsam können wir an solcher Schatzsuche teilhaben, wenn wir an die Abenteuer von „Indiana Jones“ oder „Captain Jack Sparrow“ denken. Vielleicht können wir in diesen Abenteuern hintergründig auch wahrnehmen, was es mit uns Menschen machen kann, wenn wir uns gänzlich in der Schatzsuche verlieren.

Auch die Bibel erzählt an verschiedenen Stellen von uns Menschen als schatzsuchenden Abenteurern, die so manches Mal sich selbst, ihr Herz und ihr Lebensglück an ihren Schatz hängen. Ja, es geschieht gar nicht so selten, dass wir Menschen unser Herz verlieren, uns vergucken, verknallen oder verlieben. Unsere Sinne sowie Gedanken sind nun vollauf mit dem Objekt unserer Begierde beschäftigt, so dass alles andere in den Hintergrund gedrängt und nebensächlich wird.

Gib mir mein Herz zurück

Wie schmerzhaft kann es sein, wenn uns irgendwann bewusst wird, dass unsere Liebe nicht erwidert wird oder ins Leere läuft und wir tatsächlich unser Herz verloren haben. Herbert Grönemeyer singt in einem Lied davon, wie aus den Schmetterlingen im Bauch dann Flugzeuge werden und uns am Leben hindern. Er erinnert daran, wie wichtig es ist, im eigenen Herzen zu bleiben, sich das eigene Herz zurückzuholen, wenn er singt: „Gib mir mein Herz zurück, du brauchst meine Liebe nicht.“

In diesem Sinne hinterfragen und ermahnen die Losung und der Lehrtext: Achte darauf, woran Du Dein Herz hängst, es kann dich gefangen nehmen, dich derart binden, dass du dein Herz und deine Mitte verlierst.

Dir gehört mein Herz

Auf der anderen Seite erzählt die Bibel auch von Gott als Schatz- und Perlensucher, der sein Herz an uns Menschenkinder verloren hat (Matthäus 13,44-46). Die Kar- und Osterwoche erzählt die Geschichte eines Gottes, der alles tut, um uns Menschen nah zu sein, im Leben, im Sterben und darüber hinaus. Diese unbegreifliche und grenzenlose Liebe Gottes klingt für mich in einem Lied von Phil Collins an. Ich höre da Gott uns Menschenkindern zusingen: „Dir gehört mein Herz“ und ich spüre, wie das mein Herz anrührt und öffnet.

Mit dem Gebet Israels (Schma Jisrael, 5. Mose 6,4.5) werden auch wir eingeladen, seiner Liebe zu antworten, sie zu erwidern und in ihm den Schatz unseres Lebens zu finden: „Höre, Israel! Der Herr ist unser Gott, der Herr und sonst keiner. Darum liebt ihn von ganzem Herzen, mit ganzem Willen und mit aller Kraft.“

Lied EG 454 „Auf und macht die Herzen weit“

1. Auf und macht die Herzen weit
    euren Mund zum Lob bereit!

    Refrain:
    Gottes Güte, Gottes Treu,
    sind an jedem Morgen neu.

6. Darum macht die Herzen weit,
    euren Mund zum Lob bereit!

Mehr von Michael Kalisch und aus dem Kooperationsraum „Bergneustadt, Derschlag, Lieberhausen, Wiedenest“: 

YouTube k4 gemeinsam Kirche an Dörspe und Agger

Kategorien
Aktuell

Stilles Morgengebet – Einführung in christliche Meditation und Kontemplation

Für Menschen, die auf der Suche nach spiritueller Erfahrung sind, bietet die Evangelische Kirchengemeinde Gummersbach ein Morgengebet in der Stille an, immer dienstags und donnerstags von 8 bis 9 Uhr, unmittelbar vor der „Offenen Kirche“. Beginn ist am 9. März. 

Angeleitet durch Kurzimpulse von Pfarrer Markus Aust bietet sich die Gelegenheit, auf dem Weg der christlichen Meditation und Kontemplation zur inneren Sammlung und zur Begegnung mit Gott zu finden. Unter strenger Berücksichtigung der Hygiene-Vorschriften findet sich in der Gummersbacher Kirche genügend Platz, weiträumigen Abstand zu halten. Wer die Gebetszeit in einer Gebetshaltung am Boden verbringen möchte, bringe bitte eine Decke, Kissen oder einen Gebetshocker mit.

Anmeldungen an Pfarrer Markus Aust, markus.aust@ekgm.de, oder im Gemeindebüro, Tel. 02261 / 22133.

Kategorien
Aktuell

Andacht zu Ostern

Andacht zu Ostersonntag: Wo wir den Lebenden finden

Eine Osterandacht zu Lukas 24,1-12 (Jesus Auferstehung) aus dem Krankenhaus Gummersbach von Pfarrerin und Krankenhausseelsorgerin Gabriele Bach 

Liebe Geschwister hier im Oberbergischen!

Das allererste Osterfest, so lesen wir es in den Evangelien, wurde also auf einem Friedhof gefeiert. Wobei – das Wort feiern wirkt eher fehl am Platz. Es beginnt ja alles sehr traurig, die Frauen gehen zum Friedhof und sind genauso traurig wie wir, wenn wir unsere Toten besuchen. Be-suchen – und oft genug ja auch suchen! So wie die Frauen damals Jesus gesucht haben.

Der ganze erste Teil der Ostergeschichte ist voller Traurigkeit, voller Sehnsucht, voller Ratlosigkeit und beim Anblick der Männer in glänzenden Kleidern auch noch voller Erschrecken. Und als sie dann die Botschaft hören von Kreuz und Auferstehung, da wirken sie auch eher nachdenklich – sie brechen nicht in Jubel aus sondern sie „gedachten an seine Worte“, steht hier.

Dann machen sie kehrt, gehen zurück zu den Jüngern, berichten ihnen, was sie erlebt haben. „Geschwätz“, sagen die Jünger. Typisch Frau. Viel Gefühl, keine klaren Gedanken, alles unlogisch. Petrus lässt sich immerhin dazu bewegen, mal selbst nachzuschauen. Vielleicht ist ja doch was dran? Er geht zum Grab, sieht die Tücher, geht wieder los und – wundert sich. Das wars.

Hallo? Wo ist denn hier bitteschön die Osterfreude? Das fröhliche Halleluja? Es scheint alles auf der Strecke geblieben zu sein. Es scheint ein weiter Weg zu sein von Jerusalem nach Galiläa, vom Tod zum Leben, vom Erschrecken bis zum Glauben, vom Wundern bis zum Jubel.

Ehrlich gesagt, ich bin heute froh über diese eher nüchterne nachdenkliche Ostergeschichte. Sie passt irgendwie besser, alles andere käme mir an diesem Ort und an vielen anderen Orten dieser Welt und auch in dieser Zeit ganz unpassend vor. Diese Geschichte überfordert mich nicht, sie ermöglicht mir, mir in aller Ruhe einen Platz in diesem Ostergeschehen zu suchen.

Gottesdienst am Ostermontag im Krankenhaus 

Und so freue ich mich, dass wir am Ostermontag im Krankenhaus Gummersbach mit drei Frauen einen ökumenischen Ostergottesdienst gestalten und die Osterbotschaft weitersagen dürfen. Und ich freue mich, dass ich dazu gehören darf, zu diesen suchenden, oft ratlosen und erschrockenen Osterfrauen. Auch meine Suche ist ja oft nicht erfolgreich, vielleicht suche ich den Lebenden auch oft am falschen Ort. Muss mich von heutigen Engeln wieder wegschicken lassen: Such woanders, hier ist er nicht.

Wo wir den Lebenden finden – das bleibt heute offen. Entscheidend ist, dass wir seit Ostern guten Grund dafür haben, weiterzusuchen. Hier und überall dort, wo das Leben über den Tod siegt. Amen.

Ich wünsche Ihnen frohe und gesegnete Ostertage. Und dass Sie nicht nur Ostereier finden. Aber die natürlich auch!

Ihre Pfarrerin Gabriele Bach

Gabriele Bach arbeitet als Krankenhausseelsorgerin am Klinikum Oberberg in Gummersbach und als Gemeindepfarrerin der Kirchengemeinde Ründeroth

Kategorien
Aktuell

Andacht zu Karfreitag

Andacht: Blick auf das Kreuz

Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben (Johannes 3,16). Eine Andacht von Manfred Hein-Dürr 

Liebe Leser*innen,

auf dem Weg zu meiner Praxis steht seit einigen Jahren ein Kreuz. Jahre lang hing der Korpus am Stein eines Familiengrabes, welches dann irgendwann aufgehoben worden ist. Durch Umwege  fanden Korpus und Inschrift den Weg zu mir. Der Plan, daraus ein „altes Wegkreuz“ zu machen, war schnell gefällt und wurde bald umgesetzt. So hängt es an neuem Ort und es sieht ganz so aus, als wache Jesus über alle Menschen auf diesem Weg.

Als Tageslosung für den heutigen Karfreitag nehme ich den 14. Vers aus Psalm 147 hinzu: „Er schafft deinen Grenzen Frieden und sättigt dich mit dem besten Weizen.“

Menschen begegnen sich – in Konkurrenz um die Impfreihenfolge, in Auseinandersetzung um den besten Impfstoff, aber eben auch in Solidarität mit „Hochrisikogruppen“ oder in fürsorglicher Liebe und Sorge um die Menschen in ärmeren Erdteilen, die noch weniger Aussicht auf Impfung haben. Die Art und Weise der Begegnung zwischen uns Menschen verschafft uns Glück oder Ärger, Kampf oder Frieden, Nachtrag oder Barmherzigkeit. Meine großartig kluge Oma sagte immer: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem tumben Nachbarn nicht gefällt.“ So ist das: Wir Menschen begegnen uns an jeweils unseren Grenzen und Möglichkeiten. Und das Ergebnis jeden Kontakts ist eben offen – für Glück oder Ärger, für Kampf oder Frieden, für Nachtrag oder Barmherzigkeit.

Menschen an der Kontakt-Grenze

Der Psalmbeter betont nun ausdrücklich, dass Gott den Frieden schafft. Mit Blick auf das Kreuz ist es der Gott, der die Liebe ist. So gesehen kommt dieser Gott  – als die besondere Qualität der Liebe – in die Begegnung von Menschen „an der Grenze“ zum Tragen. Er schafft uns dort – an unseren Grenzen und in unseren begrenzten Möglichkeiten – den Frieden und gibt uns, was wir eben so zum Leben brauchen.

Das ist jedoch keine theologische Fantasie, sondern wirkt sich konkret aus. Die derart qualifizierte Begegnung an der Kontakt-Grenze führt dazu, dass der Hunger gestillt wird: „Beste Nahrung“ folgt dem Frieden. Die Liebe lädt ein zum gemeinsamen Mahl in Gemeinschaft stiftender Runde. „Kommt alle“, die ihr hungrig und voller Angst vor dem Virus seid. Die ihr verfolgt werdet bis in die Träume. Die ihr Trost braucht oder Vergebung. Kommt alle, denn alle werden mit „bestem Weizen gesättigt“! Und das ganz unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Bekenntnis, Leistung, Alter oder sexueller Orientierung.

Liebe Leser*innen, auf dem Weg zwischen Parkplatz und Praxis laufen manche an dem Wegkreuz vorüber und bemerken seine Gegenwart nicht. Der Kopf ist zu voll, die Seele verkrümmt, der Körper in Schmerz. Andere bleiben stehen, werden sich und des Augenblicks gewahr. Wie auch immer wir es mit Kreuzen am Weg halten mögen, sie sind da – hängen als Angebot für das Gewahrwerden von Gottes Gegenwart zu Frieden und Sättigung „einfach so da“, so wie Gott „einfach da“ ist.

Für die kommenden Tage wünsche ich Ihnen und uns allen Augenblicke der Aufmerksamkeit, des Friedens und der Sättigung. Auf dass das Reich Gottes anbrechen und das große Fest des Lebens beginnen möge.

Ihr Pfarrer Manfred Hein-Dürr

Manfred Hein-Dürr arbeitet mit halber Pfarrstelle am Berufskolleg Dieringhausen sowie als heilkundlicher Psychotherapeut, Coach und Supervisor. 

www.gestalt-oberberg.de

Kategorien
Aktuell

Wochenandacht

Andacht: Der Zusage Gottes Glauben schenken

„Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben“  (Johannes 3, 14.15). Eine Andacht von Vera Gast-Kellert

Es war kurz vor Ostern. Wir hatten uns zu einer kurzen Ruhepause in die  Catedral Metropolitana im Zentrum von Montevideo zurückgezogen und sahen, wie sie hereinkam –  nennen wir sie Juanita. Ihr Gesicht zerfurcht, ihre Hände abgearbeitet, ihre Kleidung mit Spuren der harten Arbeit. Sie kommt, so denke ich, wohl aus einem der mehr als 300 Elendsviertel der Millionenstadt, arbeitet bestenfalls als Tagelöhnerin. Wahrscheinlich ist sie Analpha↵betin und wohnt mit ihren Kindern in einem Zimmer ohne Bad und Küche, mit einem Bett für die ganze Familie. Ihr Mann hat sich schon lange aus dem Staub gemacht, vielleicht auch nicht so schlecht, weil er sowieso gewalttätig war. Hier ruht sie aus. Sie bleibt hinten in der Kirche und drückt sich nahe an ein Kruzifix. Ihre rauen Hände strei↵cheln liebevoll und intensiv den aus braunem Holz geschnitzten Corpus des Gekreuzigten. Sie scheint leise mit ihm zu reden.

Da gehen mir die Worte des geheimnisvollen Wochenspruchs durch den Kopf: „Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben“.  (Joh 3, 14.15) Es ist ein Vers aus einem hochtheologischen Gespräch über den Sinn des Lebens, das ewige Leben, das Reich Gottes. Jesus selbst führt es mit Nikodemus, einem theologischen Lehrer, der Jesus aus welchem Grund auch immer nachts aufgesucht hat. Für den gelehrten Nikodemus ist klar, worauf Jesus mit dem Wort „Erhöhung“ anspielt.

Es ist die dem jüdischen Volk bekannte Rettungsgeschichte von der ehernen Schlange.  Die Israeliten waren auf der Wüstenwanderung verzweifelt, ihre Lage schien aussichtlos, und sie murrten. Hinzu kamen Schlangen, die sie bissen. Da erhielt Moses von Gott den Befehl, eine eherne Schlange hoch an einer Stange zu befestigen. Die Gebissenen wurden gerettet, wenn sie im Bewusstsein der eigenen Hilflosigkeit ihren Blick auf diese erhöhte eherne Schlange richteten und der Zusage Gottes Glauben schenkten. (4. Mose 21)

In Beziehung mit dem Gekreuzigten

Juanita wird diese Geschichte von der ehernen Schlange nicht kennen. Sie kommt in der Mittagshitze und nicht bei Nacht. Eine theologische Diskussion wie Nikodemus kann sie auch nicht führen. Aber sie wendet sich dem Gekreuzigten bedingungslos und hilflos zu und klagt ihm ihre Sorgen. In ihm erlebt sie das ihr zugewandte liebende Gesicht Gottes und was Dietrich Bonhoeffer gemeint hat, wenn er sagt: „Die Gestalt des Gekreuzigten setzt alles am Erfolg ausgerichtete Denken außer Kraft“.

Die Begegnung mit Juanita ist für mich eine Auslegung des Bibelverses für die Karwoche. So kann jeder und jede ohne irgendeine Vorbedingung beim Blick auf Christus ewiges Leben – ein mit Gott verbundenes Leben – haben, kann in den Raum eintreten, in dem nicht  Erfolg, sondern Liebe den Ton angibt. So entsteht eine tiefe innere Verbindung mit Gott. Die vertrauensvolle Hinwendung zum Gekreuzigten und nicht das Wahrhalten bestimmter Dogmen ist, was Glauben bedeutet. Darin öffnet sich Gottes Herz – für mich.

Als Juanita die Kirche wieder verlässt, sind ihre Gesichtszüge entspannt. Die Berührung und das Gespräch am Kreuz haben ihr Kraft gegeben. Ihre Lebensumstände haben sich nicht geändert. Das bleibt eine weltpolitische – auch unsere – Aufgabe. Aber sie hat neuen Lebensmut getankt. Sie hat den Gekreuzigten gegriffen, ist ergriffen und hat tief in ihrem Herzen begriffen, was Friedrich von Bodelschwingh jr. 1938 in einem Passionslied (EG 93) als „das Geheimnis Gottes“ und „das Geheimnis neuen Lichtes“ besingt. Das fünfmalige „Ja“ zu Gottes Wegen in der letzten Strophe dieses Liedes ist seine Antwort in dunkler Zeit.

Die Passions- und Osterzeit ist für uns eine Gelegenheit, dieses Lied zu singen und vertrauensvoll in die letzte Zeile einzustimmen: „Ja, du machst eins alles neu“. Das ist keine Vertröstung, kein Drücken vor der eigenen Verantwortung, sondern eine Ermutigung zu jedem noch so kleinen Schritt. Es gibt auch 2021 in schwierigen Zeiten Kraft und Hoffnung, ist das Angebot eines neuen Lebens, und weitet unseren Blick über uns selbst hinaus.

Ihre Fragen und Anregungen

Wir laden Sie ein zum Kontakt unter andacht.anderagger@ekir.de

ANHANG

Vera Gast-Kellert.jpg. Foto: Privat. Bildzeile Vera Gast-Kellert ist Mitglied im Ausschuss für Mission und Ökumene. Die weltweite Ökumene liegt ihr am Herzen. Das Foto kann kostenfrei genutzt werden 

Kategorien
Aktuell

Wochenandacht

Andacht: Toben, Fluchen, Meckern

Eine Andacht von Michael Braun, Superintendent des Kirchenkreises An der Agger, zum Sonntag Judika, dem fünften Sonntag in der Passionszeit 

Toben, Fluchen, Meckern – alles drei ist nicht schwer und tut manchmal richtig gut. Luft ablassen und aus seinem Herzen keine Mördergrube machen, ist für das eigene Seelenleben wichtig. Und wenn dann auch einmal das Wort mit „Sch…“ fällt, kann das eine befreiende und reinigende Wirkung haben.

Und wer kennt diese Gefühle nach mehr als einem Jahr Corona nicht? Sicher versucht man, mit Beherrschung und Vernunft die Kontrolle zu behalten, aber irgendwann sorgt die Mischung aus Angst, schlechten Nachrichten und dem immer noch nicht abzusehenden Ende dafür, dass alles einfach einmal raus muss.

Vor 40 Jahren stand dafür das kleine HB-Männchen als Markenzeichen. Schlimme Erfahrungen lassen einem nur diese beiden Alternativen: vor Wut platzen oder einen Ausweg finden. Das HB-Männchen warb dafür, als Ausweg lieber zu rauchen, was natürlich auch nicht half. Toben, Fluchen, Meckern sind sicher die bessere und gesündere Alternative, um sich Luft zu machen.  

Doch auch das ist nur ein Anfang. Gegen Kummer und Sorgen hilft nur Reden. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Und anderes als Toben, Fluchen, Meckern setzt Reden voraus, dass man seine Gefühle wirklich zu Wort kommen lässt und offen macht, was einem hinter aller Wut und Verzweiflung im Herzen tatsächlich quält.

In der Bibel steht dafür Hiob. Sein Leben zerbricht. Er verliert Familie, Wohlstand und Gesundheit. Aber er hat drei gute Freunde, die bei ihm sind und ihn nicht allein lassen. Sie können nichts verändern, aber zuhören. Und Hiob kann ihnen erzählen, was er tatsächlich fühlt.

Es tut gut, solche Freunde zu haben, die einfach nur zuhören. Das steht deswegen auch im Zentrum der Seelsorge in der Kirche. Und es steht im Zentrum vieler Gebete. Selbst wenn keiner da ist, hört Gott zu. Auch bei ihm hilft es, zu toben, fluchen und meckern und dann die eigenen Gefühle zu erkennen und zu benennen.

Hiob tobt, flucht und meckert. Hiob kann seine tiefe Trauer aussprechen. Hiob klagt Gott an. Und dadurch findet er wieder Mut und kann am Ende sagen: „Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben“ (Hiob 19, 25).

Gebet

Kummer

macht einsam

Leid

macht still

Trauer

verschließt die Welt.

Herr

lasse meine Klage laut werden

gib meinem Schmerz Raum

öffne meine Seele.

Herr, sei du mir nah

an guten Tagen

und besonders an allen anderen.

Michael Braun  

Kategorien
Aktuell

Wochenandacht

Andacht: Liebe wächst wie Weizen 

„Wenn das Weizenkorn in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“ (Johannes 12, 24). Eine Andacht von Beate Klein, Biobäuerin aus dem Reichshof und Synodalbeauftrage für die Beratung und Begleitung Trauernder, zum Sonntag Lätare (Freue Dich), dem vierten Sonntag in der Passions- und Fastenzeit. 

Jesaja 54, 7-10, beginnt mit dem Bibelwort: „Ich habe Dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich Dich sammeln.“ Im Vers 10 heißt es: „Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von mir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, Dein Erbarmer.“

Dieser Text des Trostes ist uns auf den Leib geschrieben, in dieser Zeit der Pandemie. Diese Zusage wird im Neuen Testament bestärkt, durch Jesu Tod und Auferstehung.

Lied: Evangelisches Gesangbuch 98, Strophe 1 bis 3 

„Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt, Keim der aus dem Acker in den Morgen dringt- Liebe lebt auf, die längst erstorben schien. Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab, wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab. Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn? Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Im Gestein verloren Gottes Samenkorn, unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn. Hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien. Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Der Wochenspruch lautet: „Wenn das Weizenkorn in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“ (Johannes 12, 24)

Die Entwicklung des Korns 

Wie war das früher auf den Bauernhöfen unserer Großeltern und Urgroßeltern? Reife Weizenähren wurden Anfang des letzten Jahrhunderts zuerst von Hand mit Sicheln, Sensen, abgemäht. Danach stellte man sie in Schobben – so nannte man sechs große, luftig zusammengebundene Getreidesträuße, Garben, mit großer Standfestigkeit zueinander – zum Trocknen in die Sonne. Anschließend trug oder fuhr man, mit Pferd und Wagen, alles bis zum Winter auf die Scheunentenne. Dort wurde es trocken gelagert. Mit Dreschflegeln, Holzstangen mit Schlagbrett wurden die Körner den Winter über von Hand ausgeschlagen und gedroschen.

Dann wurde das Korn gemahlen, mit einer Mühle, die mit zwei gegeneinander laufenden Mühlsteinen das Korn zu Mehl mahlte. Durch Muskelkraft und Wasserkraft. In den Fünfzigerjahren Jahren kam die motorbetriebene Dreschmaschine auf, hiermit wurde das Korn ausgedroschen, gesiebt, gereinigt und in Säcke gefüllt. Die Spreu und das Stroh wurden zum Einstreu der Tiere genommen. Einige Jahre später (Sechziger- und Siebzigerjahre) erfand man den selbstfahrenden Mähdrescher, der das Getreide abmähte, aufnahm, die Spreu von den Körnern trennte und separierte.

Ein Weizenkorn hat in der Regel eine Keimdauer von acht bis 14 Tagen, das ist sortenabhängig. Wenn das Korn gesät ist, stirbt es anscheinend ab. Das Bedeutsame daran ist, dass sich in den Hüllen des Korns der Keimling entwickelt. Dieser wird größer – und sobald sich die Ährenhalme an die Oberfläche schieben, bilden sich neue Körner.

Jesus nimmt seinen Leidensweg an

Die Entwicklung des Korns nimmt Jesus als Zeichen und Möglichkeit, seinen Jüngern sein Leiden und sein Sterben zu erklären. Im Garten Gethsemane nimmt Jesus seinen Leidensweg endgültig an, gibt das Einverständnis zu diesem Lebensweg. Jesus wird durch Gott, seinen Vater, angenommen und getragen. Jesus stirbt und all sein Tun und Predigen scheint zu Ende und wirkungslos geworden zu sein.

Aber dann kommt Ostern! Jesus bleibt nicht im Grab, er erscheint seinen Jüngern und fordert sie auf, ihre Erlebnisse weiter zu sagen!

Dazu gehört auch, Johannes 12, 25ff:  „Wer sein Leben lieb hat, der wird es verlieren und wer sein Leben auf dieser Welt hasset, der wird es erhalten zum ewigen Leben. Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.“

Das ist schon gar nicht so einfach zu verstehen und anzunehmen, vor allen Dingen, was ist damit gemeint und was ist damit alles verbunden?

Ich denke, dass wir daraus viel entnehmen können.  Wenn wir gierig, geizig, rücksichtslos und egoistisch sind, unversöhnlich, hartherzig oder jemanden hassen, dann tun wir uns es selbst an. Wir nehmen uns selbst Lebensfreude und Lebensqualität.

Gottes Barmherzigkeit und Trost dagegen verwandeln uns, und das gibt uns Unterstützung, Trost und Lebensfreude. Wir können dann auch für andere da sein.

                                       WIR BETEN DAS VATER UNSER                  

Lied zur Segnung : Evangelisches Gesangbuch 170, Strophe 1, 2, 3    

Komm Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen, sondern überall uns zu dir bekennen.

Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen. Lachen oder Weinen wird gesegnet sein.  

Keiner kann allein Segen sich bewahren. Weil du reichlich gibst, müssen wir nicht sparen.

Segen kann gedeihn, wo wir alles teilen, schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeihn.

Frieden gabst du schon, Frieden muss noch werden, wie du ihn versprichst uns zun Wohl auf Erden.  

Hilf, dass wir ihn tun, wo wir ihn erspähen, die mit Tränen säen, werden in ihm ruhn.


Beate Klein, Kirchengemeinde Eckenhagen