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Unsere Kantorin Annette Giebeler spielt »Tochter Zion« und »Kommet, ihr Hirten« auf der Schuke-Orgel im »Oberbergischen Dom«. Andreas Arnold von der Oberbergischen Volkszeitung in Gummersbach hat den folgenden Film dazu aufgenommen und auch das beeindruckende Foto aus der Fisheye-Perspektive.
Lesen Sie hier den ganzen Artikel bei der OVZ.
Das Video können Sie bei YouTube ansehen:
Diakoniesammlung
Kindergottesdienst Steinenbrück
… sonntags Vormittags miteinander Spaß haben, Neues entdecken und voller Spannung in biblische Geschichten „eintauchen“, mit Freunden über Gott und die Welt reden, kreativ werden und dabei die Zeit vergessen.
Endlich ist die Zeit der Langeweile vorbei. Bereits am kommenden Sonntag, den 7. November 2021 starten wir wieder mit einem neuen Programm. Komm doch einfach mal vorbei! Wir freuen uns auf dich!
Wann? … jeden ersten und dritten Sonntag im Monat von 11.00 bis 12.00 Uhr
Wer? Mädchen und Jungen im Alter von 5 bis 12 Jahren, jüngere Kids sind in Begleitung ihrer Eltern natürlich ebenso willkommen
Wo? im Evangelischen Gemeindezentrum in GM-Steinenbrück, Bickenbachstr. 5a, (hinter der Grundschule)
Ansprechpartner: Gemeindepädagoge Wolfgang Pulla,Tel.02261/62695 oder pullagummersbach@web.de;

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Wochenandacht
ANDACHT Was kann ich schon bewirken?
24.07.2021Andacht
Ihr seid das Salz das Erde, ihr seid das Licht der Welt. An diese Worte Jesu aus der Bergpredigt erinnert uns Pfarrer Oliver Cremer aus Rosbach. Das ist zugleich Mahnung und ermutigender Zuspruch
„Was kann ich schon bewirken?“ – Haben Sie diese Frage schon mal gehört? Oder gar selber gedacht oder ausgesprochen? Angesichts der vielen großen und kleinen Nöte auf dieser Welt wäre das mehr als verständlich. Denn mit jeder Nachrichtensendung wird mir meine eigene Ohnmacht bewusst. Was kann ich schon bewirken gegen hereinbrechende Wassermassen oder heimtückische Viren? Gegen den Klimawandel oder Kriegsagitatoren?
Vielleicht haben sich die vielen Menschen, die Jesus vor 2000 Jahren in Galiläa von einem Berg aus gehört haben, eine ähnliche Frage gestellt: Was kann dieser Jesus schon bewirken? Wird er wirklich etwas verändern?
Jesus drehte damals diese Frage um: Nicht das, was er bewirken kann, sondern das, was seine Hörerinnen und Hörer sind, war ihm wichtig. Und das hatte es in sich. Zunächst sprach er den Menschen zu, dass sie „selig sind“. Dass sie sich freuen dürfen über Gottes Nähe und Liebe. Gerade in der Erfahrung von Leid, Ungerechtigkeit, Verfolgung und Krieg ist Gott nicht in der Ferne, sondern mitten unter seinen geliebten Kindern.
Und diese Nähe Gottes verändert mich. Sie lenkt den Blick von der eigenen Schwäche oder dem eigenen Versagen hin auf das, was Gott mit mir und aus mir machen kann. In bildhaften Worten fährt Jesus fort: „Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt“ – Ihr seid! Eine große Zusage und eine tröstliche Verheißung höre ich in diesen Worten.
Auch angesichts meiner Ohnmacht gelten mir diese Worte. Sie bauen mich auf. Sie lassen mich im Kleinen beginnen, Salz und Licht zu sein. Sie öffnen mir die Augen für andere, die mit mir zusammen Salz und Licht sind. Sie stärken mir Herz und Hände, mich für andere einzusetzen. So kann mein Leben etwas verändern.
Ihr seid das Salz der Erde
Gedanken von Rudolf Otto Wiemer (1905-1998)
Ihr seid das Salz der Erde,
vielleicht nur ein Korn.
Aber das Korn, man wird es schmecken.
Ihr seid das Licht der Welt,
vielleicht nur ein Funke.
Aber der Funke fällt hell auf den Weg.
Ihr seid die Stadt auf dem Berge,
vielleicht nur ein Haus.
Aber das Haus lacht aus den Fenstern.
Ihr seid das Salz der Erde,
vielleicht nur eine Handvoll.
Aber das Salz bewahrt vor Fäulnis.
www.ekagger.de | jth | Foto: Jorge Royan/wikicommons – www.royan.com.ar.jpg

Meine kleine, geliebte, idiotische Seele – oder: von der Kunst, mit sich selbst alleine zu sein |
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Letzte Woche war Fronleichnam. Einer der Lieblingsfeiertag unter evangelischen Pfarrer-/innen. Die katholischen Schwestern und Brüder feiern – und wir haben frei. Soweit so ökumenisch fein. Dummerweise war mein Corona-Schnell-Test am Morgen zuvor positiv. Also zusätzlicher PCR-Test im Testzentrum, dann zweieinhalb Tage Quarantäne. Bei schönstem Wetter, in der kleinen Dachstube meiner Zwischenwohnung in Ratingen. Persönlicher Lockdown. Mönchszelle 2.0. Nun, mit anderen umzugehen, ist nicht immer einfach. Noch schwieriger ist es mitunter, mit sich selbst klarzukommen. Und das eine hängt mit dem anderen zusammen. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Das klingt gut. Doch an manchen Tagen ist meine Seele einfach ein ziemlicher Idiot. Sorry, ist nicht persönlich gemeint. Idiot meint ja ursprünglich jemanden, der nur an das eigene denkt (griechisch idios). Und das tut meine Seele, tue ich selbst, an „idiotischen“ Tagen. Meine Seele macht sich dann klein, wird krümel-krämerisch, kreist um sich bzw. mich, als wäre mein Nabel der Nabel der Welt – und nicht einer von sieben, acht Milliarden. Wenn ich dann mit mir selbst nicht im Reinen bin, kann ich meist auch mit anderen schlechter umgehen. Schon gar nicht mit Telefon-Dauerschleifen von Testzentren („Sorry, I make you wait“). Das Gefühl kennen wohl viele. Gerade in der Corona-Zeit wurden wir kollektiv auf einmal viel stärker mit uns selbst konfrontiert, ein nicht freiwillig gewähltes Alleinsein. Das tut auf die Dauer nicht gut. Weil wir uns selbst nicht immer die beste Gesellschaft sind. Dietrich Bonhoeffer etwa beschrieb das so: „Wer nicht allein sein kann, der hüte sich vor der Gemeinschaft. […] Wer nicht in der Gemeinschaft steht, der hüte sich vor dem Alleinsein.“ Oder die Psalmen. In ihnen ringt der Beter immer wieder mit der besorgten, ängstlichen, verzagten Stimme in seinem Inneren: „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir …“. (Psalm 42, 6a) Er fordert sie auf, ruhig, stille zu sein, anderen zu vergeben, Gott zu loben, sich an der Schöpfung bzw. sich selbst zu freuen. Doch das ist leichter gebetet als gelebt. Es fällt oft schwer, mit sich selbst gnädig zu sein. Weil es eben Dinge gibt, die ich mir selbst nicht sagen kann: „Ich liebe dich.“ „Du bist frei.“ „Ich bin bei dir.“ Solche Schlüssel-Sätze des Lebens entfalten ihre Kraft erst, wenn jemand anderes sie mir zuspricht. Als Mensch bin ich ein „exzentrisches“ Wesen: Ich habe meine Mitte außerhalb meiner selbst. Bin angewiesen darauf, dass ein anderer die fremden Wunderworte spricht, die mich erlöst, vergnügt, befreit machen. Doch ich brauche sie paradoxer Weise gerade dann, wenn kein anderer da ist, der sie spricht. Die Kunst, mit sich selbst alleine zu sein. In den Psalmen kommt hier Gott ins Spiel. Nicht so, dass er auf einmal aus dem Nichts auftaucht und dann laut und vernehmlich sprechen würde. Kein „Theater-Gott“, kein „deus ex machina“. Aber doch so, dass der Mensch, der da spricht und mit seiner kleinen, idiotischen Seele ringt, auf einmal frei wird. Höhe, Tiefe, Weite spürt. Innerlich zu singen, zu lächeln beginnt. Oder zumindest zu schmunzeln. In der Sprache der Psalmen heißt das dann loben und klingt so: „Unsre Seele ist entronnen wie ein Vogel dem Netz des Vogelfängers; das Netz ist zerrissen, und wir sind frei.“ Oder: „Die Ströme sollen in die Hände klatschen und alle Berge seien fröhlich vor dem HERRN.“ (Ps 124,7; 98,8) Gott als stilles Gegenüber verändert meine intimsten Selbstgespräche. Selbst, wenn ich ihn nicht spüre, mehr erhoffe als glaube, dass er da ist: Seine verborgene, erhoffte Gegenwart verändert mein Alleinsein. Das Gebet ist ein Möglichkeitsraum Gottes, eine Zeit, in der ich mir bewusst werde, dass er da ist, da sein könnte. Und das lässt sogar mein Sorgen-Selbst nicht unberührt. Gott als Gegenüber, um mit mir selbst allein sein zu können. Ein Horizont der Ewigkeit, der sich auftut. Und für meine Seele öffnet sich eine Tür, um aus meinem Sorgendenken herauszutreten, mich von meiner Selbstverkrümmtheit zu lösen. Meine kleine, geliebte, idiotische Seele: sie erkennt im Horizont der Gegenwart Gottes, dass sie liebenswert, wunderschön, einmalig ist. Wie die Seele jedes Menschen, jedes Tiers. Das verändert mein Alleinsein. Weil mir in Gott die anderen, die Schöpfung auf einmal ganz nahekommen. Das Alleinsein wird zu einer Zeit tiefer Begegnung. Und die Stille erhält einen neuen Klang. Selbst in warmen Dachstuben. Als schließlich die Mail mit dem Ergebnis des PCR-Tests kam (negativ), war das natürlich befreiend. Einfach rausgehen, Sonne, Luft, nach Hause zur Familie fahren. Aber der eigentliche Austritt aus meiner Mönchszelle hatte schon vorher begonnen. Als sich in mir etwas verändert hatte, meine Seele mit sich, Gott, dem Leben wieder im Reinen war. Auch wenn ich Telefon-Dauerschleifen weiter doof finde. Seelen-Rillen-Wechsel Manchmal hakts in mir wie eine alte Platte immer die gleiche Tonspur. Bis es auf einmal springt. Seelen-Rillen-Wechsel und eine Melodie erklingt bei der selbst mein Sorgen-Ich lächeln muss. |
Fragen-Wechsel – von nervenden, drängenden und befreienden Fragen |
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Es gibt Fragen, die können einem ziemlich auf die Nerven gehen. So geht es mir bei einer bestimmten Art von Fragen mancher Interviewer-/innen. „Lieber Herr Latzel, wie lange meinen Sie, wird es Kirche denn überhaupt noch geben? Was wollen Sie tun, um die Kirche noch zu retten?“ Nun gehört das kritische Nachfragen zu den elementaren Aufgaben von Journalist-/innen. Unerlässlich für unsere offene, demokratische Gesellschaft. Problematisch wird es für mich, wenn die Fragen einen suggestiven Charakter bekommen. Wenn sie Klischees transportieren und nicht am Verstehen, sondern am Vorführen interessiert sind. Dann wird das journalistische Aufklärungspathos zur bloßen Attitüde, hinter der sich die eigenen Vorurteile verbergen. Sprachlicher Marker dafür ist das kleine „noch“. Konkret gesagt: Kirche Jesu Christi gibt es seit 2000 Jahren. Länger als unabhängigen Journalismus. Das Christentum wächst weltweit. Und die Kirche lebt – theologisch gesprochen – aus der Zusage, dass Christus selbst bei ihr ist „bis ans Ende der Welt“ (Mt 28,20). Selbstrettungsaktion abgeblasen. Auch die Annahme, je moderner ein Mensch, desto weniger religiös sei er, ist religionssoziologisch längst überholt. Kritischer müssten mir hier die Kritiker sein. Gerade auch im Interesse der vielen kompetenten Journalist-/innen, die ich kenne: „Stellen Sie Ihre Fragen gerne noch einmal neu.“ Damit komme ich zu einer anderen Art von Fragen. Berechtigte, kritische Fragen, die relevant und drängend sind. Dazu gehört für mich: Was wird aus dieser konkreten Gestalt unserer Kirche? Wie erreichen wir Menschen mit dem Evangelium von Jesus Christus – und zwar in einem freien, offenen Glaubensverständnis? Eine Sichtweise, in der Glauben und Freiheit unbedingt zusammengehören. In der Frauen, Männer, diverse Menschen selbstverständlich gleichberechtigt sind. In der Glauben und Denken einander nicht ausschließen. In der es nicht um das private Seelenheil einiger weniger geht, sondern um das Wohl der ganzen Schöpfung. In der die eigene Identität nicht auf Kosten anderer gepflegt wird. Eine Kirche, die sich eben von Jesus Christus und seiner Botschaft der unbedingten Annahme und radikalen Feindesliebe her versteht. Diese Fragen beschäftigen mich persönlich wie wohl viele Menschen mit kirchenleitender Verantwortung. Weil es ihnen wie mir hier um mehr geht als um den Erhalt irgendeiner religiösen Institution mit rückläufigen Mitgliederzahlen. Deshalb beschäftigen und begleiten mich diese Fragen persönlich, auch wenn ich schlafen gehe oder aufstehe. Denn auch wenn Religionen und speziell auch christliche Religion weltweit wachsen, für diese Sicht des Glaubens und ein weltoffenes Kirchenverständnis gilt dies keineswegs. Den populistischen Reiz zur „Identität durch Ausgrenzung“ und zu simplen Schwarz-Weiß-Bildern gibt es nicht nur im politischen Bereich. „Stellen Sie Ihre Fragen gerne noch einmal neu.“ Als ich mich kürzlich mit einem Freund über diese Themen unterhielt, verwies er mich auf ein Buch von Simon Sinek mit dem Titel „Start with why.“ In ihm geht es darum, wie Führungskräfte erfolgreich Veränderungen inspirieren können. „Frag zuerst: Warum.“ Warum ist es mir persönlich eigentlich wichtig, dass es diese konkrete Gestalt unserer Kirche gibt? Das ist das eine, innere Warum. Und warum ist es für die anderen, unsere Gesellschaft, weit gesprochen die Schöpfung, die Welt wichtig, dass es sie gibt? Dies ist das andere, äußere Warum. Die Veränderung der Frage finde ich heilsam irritierend und befreiend. Weil sie mir einen anderen Blick öffnet. Darauf, worum es bei der Frage nach der „Zukunft der Kirche“ eigentlich geht. Was für mich persönlich, geistlich, gesellschaftlich hinter dem Anliegen zu ihrem Erhalt liegt. Warum will ich das? Offene Liste, warum mir meine evangelische Kirche wichtig ist Weil ich mir ein Leben ohne Gott, Seele, Ewigkeit zwar vorstellen kann, aber niemals wünschen würde. Diesen Glauben an Gott habe ich niemals ohne die anderen.Weil mir in Christus die grenzenlose Liebe Gottes begegnet. In ihr spielt es keine Rolle, wer jemand ist, wo er herkommt, wie sie aussieht, wen er oder sie liebt. In der Gemeinde wird für mich etwas von dieser Liebe Gottes erfahrbar.Weil ich zu einer weltweiten Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern gehöre, die sich aktiv für andere engagieren. Mir sind wie ihnen die Schöpfung und das Leben anderer Menschen nicht egal. Wir leben in der Hoffnung, dass Gott einmal alles Leiden beenden wird.Weil mich Gottes Geist dankbar, trotzig und getrost macht. Er befreit mich von der Sorge um mich selbst zur Liebe für andere. Er hilft mir, meine Schönheit zu entfalten und die anderer wertzuschätzen. Gottes Geist wird mir zugesprochen. Das kann ich mir nicht selber sagen.Weil mich die Geschichten der Bibel durch mein Leben begleiten. Um sie recht zu verstehen, braucht es eine lebendige Erzählgemeinschaft. Eine Gemeinschaft, in der Denken und Glauben zusammengehören und in der Wahrheit Gottes nichts ist, was ein Mensch besitzt.Weil der Glauben mein Leben nicht einfacher, aber schöner, tiefer und freier macht. In Gott finde ich Ruhe. Und ich werde durch ihn über Grenzen bewegt. Gemeinsam mit anderen, fremden Menschen, die sich so von Gott bewegen lassen.Weil ich in Gott immer jemanden habe zum Danken, Loben, Klagen. Manchmal tue ich das laut im Gottesdienst für andere und oft tun es andere für mich. |
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In der Nähe meines Arbeitsplatzes gibt es einen Dönerladen. Genauer gesagt nicht einen, sondern „meinen“ Dönerladen. Er liegt rund 300 Meter weit weg, sodass ich in Mittagspausen kurz rüberlaufen kann. Der vegetarische Döner ist gut, richtig gut. Was den Imbiss aber eigentlich besonders macht, sind die Menschen dort. Als ich das erste Mal da war, wurde ich in die Kunst der Zubereitung eingeführt: „Mögen Sie ihn mit gebratenem Gemüse, mit Couscous oder gemischtem Salat? Mit oder ohne Zwiebeln, scharfem Gewürz, Käse, Bohnen, Paprika, Krautsalat, Tomaten? Und welche Sauce hätten Sie gerne dazu?“ Beim zweiten Besuch: „Aah, wieder: ‚Ohne Zwiebeln, ohne Sauce, ohne scharfes Gewürz, mit Käse – zum Auf-der-Hand-Essen‘?“ Respekt. Was für eine Leidenschaft und Sorgfalt! Da hat mich jemand wahrgenommen, trotz Corona-Maske. So aufmerksam zugewandt würde ich gerne als Kirche auf Menschen zugehen. Personalisierte Kommunikation des Evangeliums: „Was ist Ihnen am Glauben wichtig? Und was können wir für Sie tun, um Sie zu stärken? Brauchen Sie für Ihr Leben Zwiebeln, welche Sauce, mit oder ohne scharfes Gewürz?“ Das hat nichts mit Beliebigkeit zu tun, sondern mit persönlicher Zuwendung – ganz im Sinne von Paulus: „Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise etliche rette.“ (1. Kor 9,23) Kirche als Lebensbegleiterin und geistliche Herberge, die konsequent von Menschen und Kontakten aus gedacht wird und nicht von eigenen Angeboten oder Verwaltungsstrukturen. Meinen Döner esse ich dann meist auf der Bank vorm Landeskirchenamt. Gemeinsam mit einer Krähe. Zuerst habe ich noch versucht, sie wegzuscheuchen. Ich war genervt von ihrer wenig kaschierten Futter-Schieligkeit. Ohne Erfolg. In gebührenden Abstand saß sie da und schaute mit ihren schwarzen Krähen-Augen weiter zu mir rüber. Mit Erfolg. Irgendwann warf ich angesichts solcher Beharrlichkeit das Handtuch oder, genauer gesagt, die Brotstückchen. Was für einen reicht, reicht auch für zwei. Noch dazu, wenn die andere eine kleine Krähe ist. Von Mahlzeit zu Mahlzeit hoppelte sie nun etwas näher heran. Vielleicht bilde ich mir das in einer romantisierenden Anwandlung auch nur ein. Sei´s drum. Wenn Franz von Assisi den Vögeln predigte, so habe ich zumindest Mittagspicknick mit meiner kleinen Krähe. Mittlerweile habe ich raus, dass sie Gemüse weniger mag und mehr auf Fladenbrot steht. Wikipedia zufolge sind Krähen ja alles-fressend (omnivor): „Da Raben und Krähen opportunistisch bei der Nahrungssuche vorgehen […], können regional und saisonal die Anteile bestimmter Futterquellen an der Nahrung schwanken.“ Opportunismus hin oder her, meine Krähe ist auf jeden Fall ein Kohlenhydrat-Junkie. Wahrscheinlich würde sie sich auch über Lammfleisch freuen. Das brächte aber meinen Döner-Verkäufer durcheinander. Also bleibt es bei der vegetarischen Variante. Tatsächlich beschäftigt mich nach ein paar gemeinsamen Picknicken die Frage, wer bei der alten Geschichte von Franziskus und den Vögeln eigentlich wem gepredigt hat. Bei Jesus und den Spatzen in der Bergpredigt waren es zumindest nicht die Menschen, von denen die Vögel etwas lernen konnten. Nun will ich meine kleine Krähe nicht idealisieren. Krähen können als Nesträuber wirkliche Mistkerle sein. Ich weiß nicht einmal, ob die Krähe unsere Begegnungen auch als „gemeinsames Picknick“ bezeichnen würde. Für mich ist aber der Kontakt gerade auch zu Tieren und Pflanzen ein Feld, auf dem wir als Christinnen und Christen lernen können, was es heißt, aus Gottes Geist zu leben. Um noch einmal Paulus zu bemühen: „Das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden. […] Denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.“ (Röm 8,19ff.) Dazu ist uns der „Geist als Erstlingsgabe“ anvertraut. Das mag etwas seltsam klingen. Und vielleicht würde das die kleine Krähe auch so sehen. Aber es ist eine Zukunftsfrage für uns als Kirche, was wir von unserem Glauben her zu einer versöhnten Lebensweise zwischen uns Menschen und unserer Mitschöpfung beitragen können. Auch hier geht es – wie beim Dönerladen – um Sorgfalt, Leidenschaft, persönlicher Wertschätzung. Ein Leben im offenen Kontakt zu anderen. Open minded. In der Gegenwart des Geistes Christi. Direkt neben „meinem“ Dönerladen gibt es übrigens noch einen Imbiss mit asiatischen Angeboten, den ich jetzt getestet habe. Aber – das ist eine andere Geschichte. Krähen-Gedanken Wir sitzen zusammen oder in der Nähe. Wir essen gemeinsam oder zeitgleich. Zumindest vom gleichen Brot. Wir werden uns wohl niemals verstehen. Doch das geht mir mit vielen Menschen ähnlich. Vom Segen, Dir zur begegnen, nimmt das nichts. (TL) |
Wochenandacht
Andacht: Vorhang auf!
Eine Andacht von Andreas Spierling, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Bergneustadt
„Vorhang auf, Bühne frei…! Jetzt geht´s los! Wir sind nicht mehr aufzuhalten. Jetzt geht´s los, hier spielt die Musik.“ So hat es die Kölner Gruppe „De Höhner“ 1998 auf den Punkt gebracht. Bühne frei, das Leben feiern. Hier hält uns nichts mehr auf. Raus auf die Gassen und die Freiheit miteinander leben. Nein – aufhalten kann uns keiner mehr. Wo wir sind, da spielt die Musik.
Ich finde diesen Gedanken im Blick auf das Pfingstfest faszinierend. Pfingsten hat für mich immer etwas mit Begeisterung zu tun. Irgendwie bleibt kein Stein auf dem anderen und alles wird neu. Da hält es die Menschen nicht mehr auf den Plätzen und sie rufen hinaus, was ihnen auf dem Herzen liegt. Sie erzählen von den wunderbaren Taten Gottes. Gottes Geist hatte ihnen die Herzen geöffnet und nun muss es raus: Gott ist der Schöpfer allen Lebens. Er hat in Jesus seine Geschöpfe aufgesucht und zum Leben durch Tod und Auferstehung befreit. Der Himmel ist offen. Was für eine Begeisterung.
Es bricht sich Bahn, was Jesus seinen Vertrauten gesagt hat: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der zu euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein.“ (Apostelgeschichte 1,8)
Auf diesem Hintergrund gönnen Sie sich die Zeit und lesen einmal Apostelgeschichte 2! Es lohnt sich.
Da lässt unser Gott nicht nur ein laues Pfingstlüftchen wehen. Nein – hier darf es mal richtig zur Sache gehen. „Volles Programm“ – würde man heute sagen. Da wird aufgewirbelt, was sich verfestigt hatte, da öffnet sich der Himmel, der zuvor verhangen war. Da ist der Regisseur des Lebens in seinem Geist am Werk. Der Vorhang öffnet sich und die Bühne ist frei. Er stellt die Ausstattung zu Verfügung und befähigt die Akteure zum Handeln.
So erzählen sie aus Begeisterung heraus von den wunderbaren Taten Gottes und alle verstehen es. Das kriegen auch die mit, die bisher in Glaubensdingen sehr zurückhaltend waren. Sie öffnen neugierig ihre Türen und der ein und die andere lassen sich mitreißen zur Feier des Lebens.
Wir sind nicht mehr aufzuhalten – das wünsche ich mir für uns Christen von Herzen, dass uns nichts mehr zurückhält, vom Heiligen Geist befähigt und getrieben von den großen Taten Gottes zu erzählen.
Stimmen Sie heute noch ein: „Unser Leben sei ein Fest. Jesu Geist in unserer Mitte. Jesu Werk in unseren Händen, Jesu Geist in unseren Werken.“ (Evangelisches Gesangbuch 571)
Also: Die Bühne ist frei. Sind wir noch aufzuhalten?
Ihr Pfarrer
Andreas Spierling