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Wochenandacht

Andacht: Der Geber hinter den Gaben

Die Wochenandacht kommt von Pfarrer Michael Kalisch aus Wiedenest

Losung für Sonntag, 4. Oktober 2020 (Sprüche 3, 5-6):

„Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen,
und verlass dich nicht auf deinen Verstand,

sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen,

so wird er dich recht führen.“

Wir Menschen sind mit Verstand begabt und vernünftige Wesen. Wir können rechnen, lesen, schreiben, die Natur ergründen, die Welt wissenschaftlich erforschen und an vielen Stellen sogar erklären. Mit unserem Wissen und Verstehen können wir heilen und helfen aber genauso auch zerstören und verletzen.

Ich werde eng und bin begrenzt, wenn nur mein persönliches Wissen zählt, wenn nur sein kann, was ich auch verstanden habe, wenn ich nur mein Wissen und Verstehen zum alleinigen Maßstab erhebe.

Der Austausch mit und das Lernen von anderen ist wichtig. Ich will nicht bei mir alleine stehen bleiben und mich mit meiner Sicht und meinem Wissen begnügen.

Das Losungswort dieses Sonntags appelliert, dass ich daneben auch Gott bedenken soll. Wie kann ich das, „Gott gedenken in allen meinen Wegen“?

Ich lese in Gottes Wort und lasse mich darauf ein. Dann bewege ich sein Wort in meinem Herzen. So bedenke, durchdenke und erforsche ich seinen Willen für mein Leben. Ich lasse mein Herz von seinem Wort bewegen.

Da kann es geschehen, dass ich in meinen Überzeugungen und in meinem Wissen hinterfragt werde, dass ich inspiriert werde zu einem anderen Tun und Lassen und dass ich neue Perspektiven gewinne für meine nächsten Schritte.

Wovon lebe ich eigentlich

Wenn ich dieses Losungswort in meinem Herzen bewege und darüber nachdenke, frage ich mich: Wovon lasse ich mich eigentlich leiten? Was bestimmt mein Denken und mein Tun? Worauf verlasse ich mich? Wovon lebe ich eigentlich?

An diesem Sonntag feiern wir Erntedankfest. Die Kirchen sind geschmückt mit den Früchten unserer Ernte. Allerlei Getreide, Früchte, Obst, Gemüse, Nüsse auch von Menschenhand verarbeitete Gaben, gebackenes Brot, Wein, Bier, Saft. Mancherorts liegen auch andere Dinge auf dem Altar, für die Menschen dankbar sind. Sichtbar und greifbar liegen sie vor mir, die Mittel zum Leben, von Menschen gehegt und gepflegt, geerntet und zubereitet, und doch stammen diese nicht ganz und allein aus Menschenhand. Gottes gute Gaben sind es, erzählen mir die Mütter und Väter meines Glaubens. Und das berührt mich heute zutiefst in meinem Herzen.

Gnade, Liebe und Menschenfreundlichkeit

Mein Herz füllt sich mit Dank, dass ich nicht aus mir selber leben muss, dass Menschen für mich arbeiten und ernten, kochen und zubereiten. Das ist Geschenk, Gnade, Liebe. Hinter den Gaben beginne ich den Geber zu entdecken.

Und es stellen sich weitere Fragen ein, nach Raubbau, Hunger, Armut und einer gerechteren Verteilung der Güter in dieser Welt. Welchen Anteil habe ich daran? Kann ich etwas daran ändern? Ich spüre die Notwendigkeit und den Wunsch, mich nicht mehr zu begnügen mit dem, wie es ist. Ich möchte mich leiten lassen von Gottes Gnade, Liebe und Menschenfreundlichkeit, die ich in den guten Gaben voller Dankbarkeit entdecke. So beginne ich neben meinem Dank auch zu bitten und zu suchen: „Ja, Gott, leite und führe mich recht.“

Lied

„Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand:
der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn heim wir gehen,
Wuchs und Gedeihen drauf.

Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt,
drum dankt ihm, dankt, und hofft auf ihn.“

(Lied „Wir pflügen und wir streuen“, Evangelisches Gesangbuch 508)

ANHANG:

Erntedank (Pixabay). Michael Kalisch (Foto: Jann-Matis Armbörster). Die Fotos dürfen kostenlos verwendet werden.