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Wochenandacht

Andacht: Der göttliche Impfstoff

„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ | Römer 12,21. Die Wochenandacht für den 21. Sonntag nach Trinitatis schreibt Klaus Dripke, Mitglied des Kreissynodalvorstands

Wir leben in einer Zeit, in der wir von den Nachrichten über Infektionsraten, Inzidenzen und Risikogebieten förmlich überschwemmt werden. Dabei gibt es eine Art der Ansteckung, die für uns viel gefährlicher ist als das Corona-Virus: die Ansteckung durch das „Böse“. Das Böse als Hass und Hetze, Lüge und Niedertracht gibt es vielleicht nicht mehr als früher, dafür aber kann es sich heute sehr leicht in den sozialen Medien artikulieren.

Und was passiert? Das Böse setzt sich in Resonanz mit allen, die es lesen, sehen oder hören, und weckt in ihnen Gleichartiges. Die einen finden die Äußerungen interessant und attraktiv, machen sie sich zu eigen und stimmen bald in den Chor der Hetzer und Hasser ein. Die anderen finden das unerträglich, empören sich und giften in ähnlicher „Stimmlage“ dagegen. Ablehnung trifft auf Ablehnung, Verachtung auf Verachtung, Rechthaberei auf Rechthaberei. Wenn es ein böses, zentrales Bewusstsein gibt, dann kann es jetzt breit und triumphierend grinsen.

So sind wir leider „gestrickt“: Alles, was uns falsch und negativ erscheint, weckt das Bedürfnis nach „Beseitigung“, und die Geschichte der Menschheit bis in die Gegenwart ist voller schrecklicher Beispiele dafür, wie der Vernichtungswille gegenüber „falschen“ Meinungen, Überzeugungen, Kulturen, Lebensformen bis ins Brutalste hinein wirksam wurde und wird.

Jesus wusste das genau und er hat eindringlich davor gewarnt: „Ihr habt gehört, dass den Alten geboten worden ist ›Du sollst deinen Nächsten lieben, und deinen Feind hassen!‹ Ich dagegen sage euch: Liebet eure Feinde und betet für eure Verfolger, damit ihr euch als Kinder eures himmlischen Vaters erweist. Denn er lässt seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und lässt regnen auf Gerechte und Ungerechte.“ (Matthäus 5, 44-45)

Gott ist es ein Leichtes, alles Böse mit einem Willenshauch auszulöschen, aber in und durch Jesus will er etwas ganz anderes: dass wir mit und durch ihn (also mit seiner Hilfe und Unterstützung) die nötige Gelassenheit aufbringen, um dem so deutlich Negativen mit Freundlichkeit, Geduld und Güte zu begegnen, ohne es dabei an Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit fehlen zu lassen. Das ist nicht leicht, aber die einzige Möglichkeit der Immunisierung gegen die permanente Ansteckungsgefahr, selber negativ zu werden. Dabei brauchen wir nicht einmal auf einen Impfstoff zu warten, denn der steht schon längst zur Verfügung: Es ist die Liebe Christi, mit der Jesus in uns wirksam werden will. Nehmen wir doch sein Angebot an!

Klaus Dripke