unsere ehemalige Presbyterin Rosi Berger hat mich auf die Organisation „We can help“ hingewiesen. Wenn man über sie bestellt, und Sie unsere Gemeinde registriert haben, bekommen wir für jede Bestellung eine kleine Zuwendung. Das läppert sich bei einer Menge Bestellungen.
Natürlich sollen wir auf keinen Fall den Einzelhandel vergessen und am meisten dort einkaufen, aber wer dennoch online bestellt, sollte wenigstens dabei Gutes tun.
„Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.“ 2. Korinther 5,10. Die Andacht dazu schreibt Pfarrer Oliver Cremer aus der Evangelischen Kirchengemeinde Rosbach in Windeck
Unsere vier Töchter liebten den Kaufladen in der Spielecke des Kinderzimmers. Zur Ausstattung gehörte auch eine schlichte Balkenwaage. Auf der einen Seite lagen die Gewichte, auf der anderen Seite eine Möhre oder ein Apfel aus Holz. Je nachdem wie die Waage ausschlug, wurde vor dem „Verkauf“ noch etwas dazu gelegt oder weggenommen. Denn es war unseren Kindern wichtig, dass der Verkauf gerecht war.
Auch unserem Gott liegt die Gerechtigkeit am Herzen. Da ist zum einen die göttliche Gerechtigkeit, die Gott selbst inne hat, und an der er uns unverdient teilhaben lässt. Davon haben wir noch vor gut zwei Wochen beim Reformationsfest gehört. Zum anderen die Gerechtigkeit, mit der er kraftvoll und letztgültig seine neue Welt durchsetzen wird. Hierher gehört auch die Szene, die im Wochenspruch für den vorletzten Sonntag des Kirchenjahres vorgestellt ist: Alle Menschen werden einmal vor Gott und seinem Christus stehen. Dabei wird Gott das tun, was uns hier auf Erden nur bruchstückhaft gelingt: Er wird sagen, was gut, gerecht und seinem Willen entsprechend war und genauso sagen, was böse, ungerecht und gegen seinen Willen war.
Opfer von Krieg und Gewalt bekommen ihre Würde zurück
Manch einen mag das erschrecken, aber für Paulus ist das aus zwei Gründen etwas Positives: Zum einen wird dabei erlittenes Unrecht und grausames Leid als solches benannt. Damit bekommen gerade die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, an die wir auch in diesen Tagen gedenken, etwas von ihrer Würde zurück. Zum anderen kann das, was auch in meinem Leben dem Willen Gottes nicht entsprochen hat, durch das Gericht seine Macht und damit sein Gewicht verlieren.
Unsere Verfehlungen, die uns nachgehen und die oft eine große Last sind, werden dadurch leichter. Sie werden quasi durch Jesus aus der einen Waagschale genommen. Übrig bleibt Gottes Liebe in der anderen Waagschale. Diese Liebe hat das ausschlaggebende Gewicht über unserem Leben. Gestern, heute und in Ewigkeit.
„Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ So findet sich der Wochenspruch für die kommende Woche in Matthäus 5,9 in unserem liturgischen Kalender. Eine Andacht von Pfarrer Matthias Weichert
„Das Adjektiv selig bezeichnet: einen religiösen Begriff, siehe Seligsprechung oder: den Zustand völliger Erlösung, siehe Seligkeit.“ So definiert es Wikipedia. Um selig gesprochen zu werden, bedarf es eines Martyriums oder eines nachgewiesenen Wunders. Das ist sehr aufwändig und per se für einen Evangelischen nur schwer zu erreichen. Ob man das auch so will, mag jeder für sich selbst entscheiden.
Seligkeit bezeichnet aber auch einen Zustand der vollendeten Erlösung beziehungsweise des Heils, aber auch des Glücks.
Ich schließe mich der an letzter Stelle genannten Definition an – ein Zustand des Glückes ist es, Frieden zu stiften. Dabei sollte nicht davon ausgegangen werden, dass der Frieden mit dem verwechselt wird, dass alle Konflikte unter den Teppich gekehrt werden – nein, es ist ein Flow der dann aufkommt, wenn wir völlig losgelöst von dem, was uns umgibt, uns ganz und gar einer Sache verschrieben haben – ein Gefühl was aufkommt beim Laufen – oder Segeln…
Und aufkommt, wenn es gelingt in diesen Zeiten in denen wir leben, Frieden zu stiften – in der Bedeutung von entwickeln, unterstützen und herbeiführen.
Erinnert sei an eine Geschichte, in der ein gutes Bild zum wahren Frieden gesucht wurde. Preisträger war folgendes Motiv: Ein rauschender Wasserfall fällt donnernd in die Tiefe. Der Himmel bedeckt mit dunklen Wolken, es mag ein Unwetter kommen. Aber diejenigen, die das Bild ganz genau betrachten, können neben den niederstürzenden Wassermassen auf einer Klippe neben dem Wasserfall einen Vogel in einem Nest erkennen. Der Vogel liegt darin geborgen – trotz allem Getöse. „Das ist das Gemälde, das den Preis verdient. Denn wahrer Friede ist nicht die Abwesenheit des Sturms, sondern die Ruhe inmitten des Sturmes.“ So die Jury. Glücklich sind die, die wahren Frieden stiften, entwickeln, unterstützen und inmitten des Sturmes sich geborgen wissen.
„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ | Römer 12,21. Die Wochenandacht für den 21. Sonntag nach Trinitatis schreibt Klaus Dripke, Mitglied des Kreissynodalvorstands
Wir leben in einer Zeit, in der wir von den Nachrichten über Infektionsraten, Inzidenzen und Risikogebieten förmlich überschwemmt werden. Dabei gibt es eine Art der Ansteckung, die für uns viel gefährlicher ist als das Corona-Virus: die Ansteckung durch das „Böse“. Das Böse als Hass und Hetze, Lüge und Niedertracht gibt es vielleicht nicht mehr als früher, dafür aber kann es sich heute sehr leicht in den sozialen Medien artikulieren.
Und was passiert? Das Böse setzt sich in Resonanz mit allen, die es lesen, sehen oder hören, und weckt in ihnen Gleichartiges. Die einen finden die Äußerungen interessant und attraktiv, machen sie sich zu eigen und stimmen bald in den Chor der Hetzer und Hasser ein. Die anderen finden das unerträglich, empören sich und giften in ähnlicher „Stimmlage“ dagegen. Ablehnung trifft auf Ablehnung, Verachtung auf Verachtung, Rechthaberei auf Rechthaberei. Wenn es ein böses, zentrales Bewusstsein gibt, dann kann es jetzt breit und triumphierend grinsen.
So sind wir leider „gestrickt“: Alles, was uns falsch und negativ erscheint, weckt das Bedürfnis nach „Beseitigung“, und die Geschichte der Menschheit bis in die Gegenwart ist voller schrecklicher Beispiele dafür, wie der Vernichtungswille gegenüber „falschen“ Meinungen, Überzeugungen, Kulturen, Lebensformen bis ins Brutalste hinein wirksam wurde und wird.
Jesus wusste das genau und er hat eindringlich davor gewarnt: „Ihr habt gehört, dass den Alten geboten worden ist ›Du sollst deinen Nächsten lieben, und deinen Feind hassen!‹ Ich dagegen sage euch: Liebet eure Feinde und betet für eure Verfolger, damit ihr euch als Kinder eures himmlischen Vaters erweist. Denn er lässt seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und lässt regnen auf Gerechte und Ungerechte.“ (Matthäus 5, 44-45)
Gott ist es ein Leichtes, alles Böse mit einem Willenshauch auszulöschen, aber in und durch Jesus will er etwas ganz anderes: dass wir mit und durch ihn (also mit seiner Hilfe und Unterstützung) die nötige Gelassenheit aufbringen, um dem so deutlich Negativen mit Freundlichkeit, Geduld und Güte zu begegnen, ohne es dabei an Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit fehlen zu lassen. Das ist nicht leicht, aber die einzige Möglichkeit der Immunisierung gegen die permanente Ansteckungsgefahr, selber negativ zu werden. Dabei brauchen wir nicht einmal auf einen Impfstoff zu warten, denn der steht schon längst zur Verfügung: Es ist die Liebe Christi, mit der Jesus in uns wirksam werden will. Nehmen wir doch sein Angebot an!
Die Wochenandacht schreibt Pfarrer Michael Striss aus Lieberhausen
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. (Micha 6,8)
„Ich habe dir schon hundertmal gesagt, du sollst dein Zimmer aufräumen!“ An diese Mahnung der Eltern an das Kind erinnert mich das Wort des Micha. Die Handlungsanweisung ist hier wie dort eindeutig und unmissverständlich. Und schon so oft gesagt! Wenn sie nicht befolgt wird, kann es also weder daran liegen, dass sie zu schwammig formuliert wäre, noch dass man von nichts gewusst hätte.
Ulrich Schacht wurde im DDR-Frauenzuchthaus Hoheneck geboren, verbrachte als junger Erwachsener wiederum drei Jahre in politischer Haft, wurde nach seinem Freikauf in der Bundesrepublik Schriftsteller und später Mitbegründer einer evangelischen Ordensgemeinschaft. Bei ihm habe ich den Satz gelesen: „Die Welt ist kompliziert genug, da muss man nicht auch das Eindeutige differenzieren.“
Vor dem Eindeutigen aber können wir uns nur schwerlich drücken. Außerdem haben wir gelernt, Differenzierungen seien immer gut – schon um uns vor einfältigem Schwarz-Weiß-Denken wie an dem oft zitierten „Stammtisch“ zu hüten. Daher ist man vorsichtig und fragt erstmal zurück: „Wie ist das denn gemeint?“
Solches aber ist nichts für Jesus
Sicher: Manchmal ist tatsächlich ein kritischer Geist gefragt, der hartnäckig nachfragt. Manchmal aber flüchten wir uns auch nur in Rückfragen. Da wollte Jahrhunderte nach dem Propheten Micha mal einer wissen, was gut und gerecht sei vor Gott. Jesus sagt ihm: „Liebe Gott und deinen Nächsten!“ Eine klare Aus- und Ansage. Der Fragende könnte dankbar sein für die eindeutige Antwort. Stattdessen aber stellt er die Rückfrage: „Wer, bitte schön, ist denn mein Nächster?“ Vielleicht hofft er auf Differenzierung: Der gehört dazu, jener nicht… Das nämlich würde die zunächst unmissverständliche Antwort relativieren und ihre Schärfe nehmen. Solches aber ist nichts für Jesus.
Der Prophet Micha gab auf Fragen des Volkes Israel eine ähnliche Antwort wie Jesus: „Ihr sollt den aus der Bibel erkannten Willen Gottes tun, beständig lieben und euch weder über Gott noch andere Menschen überheben.“ Damit ist eigentlich alles gesagt. Wir brauchen darüber weder ständig zu diskutieren noch abzustimmen, sondern es nur zu tun.
Aktuell erwarten Menschen von den Kirchen und ihren Verantwortlichen geistliche Deutungsangebote, die ihnen helfen und Orientierung geben, die eine andere Perspektive aufzeigen als sie Politik oder Virologie zu geben vermögen. Auch hierbei helfen Verundeutlichungen keinen Deut weiter. Natürlich wissen auch Christen nicht alles. Aber einiges schon: „Es ist dir gesagt, Mensch…“.
Mit herzlichem Gruß
Ihr Pfarrer Michael Striss, Kirchengemeinde Lieberhausen
Die Wochenandacht zum 19. Sonntag nach Trinitatis kommt von Pfarrer Hans-Georg Pflümer
22 Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. 23 Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn 24 und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit. 25 Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind. 26 Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen. (…) 32 Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus. Epheser 4,22-26.32
Am Sonntag, liebe Leserinnen, liebe Leser, ist obenstehender Abschnitt aus dem Epheserbrief für die Predigt vorgeschlagen. Und ich kann schon viele Kolleginnen und Kollegen darüber predigen hören, wie verwerflich Zürnen ist und wie gut versöhnen ist. Und das ist ja auch nicht falsch. Aber ich sehe das ein wenig anders. Denn das mit dem Zorn ist ja nicht immer so einfach. Das, was der Verfasser des Epheserbriefes fordert: „Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen“ Manchmal hat man seinen Zorn nicht im Griff. Manchmal ist der Anlass auch zu gewichtig, um wieder quasi nach Sonnenuntergang wieder zur Tagesordnung überzugehen.
Manchmal ist Zorn besser als Nicht-Zorn
Und: Manche Dinge ändern sich nie, wenn es nicht Menschen gibt, die ihrem Zorn über die Ungerechtigkeit oder die Nachlässigkeit auch Raum und Zeit geben. Und viele Dinge sind so ärgerlich, dass es gar nicht zu verantworten wäre, darüber nicht in Zorn auszubrechen. Und deshalb wage ich hier dem biblischen Autor zu widersprechen: Manchmal ist Zorn besser als Nicht-Zorn. Und manchmal ist Zornigbleiben besser als ein Kleinbeigeben.
Es hat mich schon immer geärgert, wenn man unangenehme Dinge deutlich anspricht und das Gegenüber abwiegelt: „Alles ist gut“ oder „Alles wird gut.“ Manchmal braucht es eben auch Emotionen und auch Zorn, damit etwas, das nicht gut ist, wieder gut werden soll.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Der Zorn sollte natürlich nicht beleidigend sein, nicht kleinlich und nicht verletzend. Und ohne Abstriche unterschreibe ich dann den letzten Satz des Predigttextes: „…und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus!“
Ihr Pfarrer
Hans-Georg Pflümer
ANHANG:
Hans-Georg Pflümer.jpg Foto: Marc Platten Bildzeile: Hans-Georg Pflümer ist Schulpfarrer am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Wiehl.
Die Wochenandacht kommt von Pfarrer Markus Aust aus Gummersbach
„Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.“ 1. Johannes 4, 21
Von dem amerikanischen Theologe John Stott stammt das Zitat: „Christen werden gewöhnlich Gläubige genannt. Ich wünschte, man würde uns Liebende nennen.“ Damit schreibt er allen Christen die Frage nach dem sichtbaren Ergebnis ihres Glaubens ins Stammbuch.
Als ich einmal einen Täufling durch das Kirchenschiff trug und dabei seinen Taufspruch auslegte, tätschelte ich liebevoll seinen Popo und sagte: „Entscheidend ist, was hinten rauskommt.“ Alles lachte, aber die meisten verstanden auch, was ich wirklich meinte: Entscheidend ist, was am Ende eines Gesprächs, einer Begegnung, einer Anfrage, aber auch am Ende unserer Lebensgeschichte herauskommt. Ist es vor allem die Erfahrung von Liebe?
Die ersten Christen erfuhren deshalb so großen Zulauf, weil sie die Liebesbotschaft so befreiend glücklich machte: „Gott hat sich festnageln lassen auf seine unerschütterliche Liebe zu Dir!“ Und wegen dieser Liebesbotschaft war die Weitergabe dieser wohltuenden, herzerfrischenden Liebe so wichtig. Die ersten Christen strahlten in ihrer Umgebung wegen ihrer außergewöhnlichen Liebestaten- Ausgestoßene aufnehmen, Hilfesuchende annehmen, Fremden Heimat geben, Leidende pflegen und betreuen, Sterbende halten und segnen.
Gewiss, vieles hat sich geändert. Liebestaten und Liebeswerke sind – gottlob – institutionalisiert und professionalisiert worden und die Kritik an mangelnder Selbstlosigkeit und dem offenkundigen Versagen der Christen ist größer geworden. Aber ich meine, es ist immer noch so: Wer die Liebe von Jesus Christus einmal so richtig tief im Herzen gespürt hat und davon ergriffen wurde, der kann nicht anders, als trotz aller eigenen Schwachheiten und Fehler, diese Liebe weiter zu verströmen – in Wort und Tat.
Paulus formuliert es so: „Die Liebe Christi drängt uns!“ (2. Korinther 5,14) und: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ (Galater. 2,20) Das ist das Geheimnis des Glaubens. Meine Liebesfähigkeit wächst in dem Maße, wie Christus in mir wirken kann. Er hilft mir, Menschen, die mich brauchen, mit den Augen seiner Liebe anzuschauen. Das befreit mich immer wieder, gegen meinen inneren „Schweinehund“ aufzustehen und es trotzdem zu machen: lieben, zuhören, verstehen, helfen, beten.
Die Wochenandacht kommt von Pfarrer Michael Kalisch aus Wiedenest
Losung für Sonntag, 4. Oktober 2020 (Sprüche 3, 5-6):
„Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.“
Wir Menschen sind mit Verstand begabt und vernünftige Wesen. Wir können rechnen, lesen, schreiben, die Natur ergründen, die Welt wissenschaftlich erforschen und an vielen Stellen sogar erklären. Mit unserem Wissen und Verstehen können wir heilen und helfen aber genauso auch zerstören und verletzen.
Ich werde eng und bin begrenzt, wenn nur mein persönliches Wissen zählt, wenn nur sein kann, was ich auch verstanden habe, wenn ich nur mein Wissen und Verstehen zum alleinigen Maßstab erhebe.
Der Austausch mit und das Lernen von anderen ist wichtig. Ich will nicht bei mir alleine stehen bleiben und mich mit meiner Sicht und meinem Wissen begnügen.
Das Losungswort dieses Sonntags appelliert, dass ich daneben auch Gott bedenken soll. Wie kann ich das, „Gott gedenken in allen meinen Wegen“?
Ich lese in Gottes Wort und lasse mich darauf ein. Dann bewege ich sein Wort in meinem Herzen. So bedenke, durchdenke und erforsche ich seinen Willen für mein Leben. Ich lasse mein Herz von seinem Wort bewegen.
Da kann es geschehen, dass ich in meinen Überzeugungen und in meinem Wissen hinterfragt werde, dass ich inspiriert werde zu einem anderen Tun und Lassen und dass ich neue Perspektiven gewinne für meine nächsten Schritte.
Wovon lebe ich eigentlich
Wenn ich dieses Losungswort in meinem Herzen bewege und darüber nachdenke, frage ich mich: Wovon lasse ich mich eigentlich leiten? Was bestimmt mein Denken und mein Tun? Worauf verlasse ich mich? Wovon lebe ich eigentlich?
An diesem Sonntag feiern wir Erntedankfest. Die Kirchen sind geschmückt mit den Früchten unserer Ernte. Allerlei Getreide, Früchte, Obst, Gemüse, Nüsse auch von Menschenhand verarbeitete Gaben, gebackenes Brot, Wein, Bier, Saft. Mancherorts liegen auch andere Dinge auf dem Altar, für die Menschen dankbar sind. Sichtbar und greifbar liegen sie vor mir, die Mittel zum Leben, von Menschen gehegt und gepflegt, geerntet und zubereitet, und doch stammen diese nicht ganz und allein aus Menschenhand. Gottes gute Gaben sind es, erzählen mir die Mütter und Väter meines Glaubens. Und das berührt mich heute zutiefst in meinem Herzen.
Gnade, Liebe und Menschenfreundlichkeit
Mein Herz füllt sich mit Dank, dass ich nicht aus mir selber leben muss, dass Menschen für mich arbeiten und ernten, kochen und zubereiten. Das ist Geschenk, Gnade, Liebe. Hinter den Gaben beginne ich den Geber zu entdecken.
Und es stellen sich weitere Fragen ein, nach Raubbau, Hunger, Armut und einer gerechteren Verteilung der Güter in dieser Welt. Welchen Anteil habe ich daran? Kann ich etwas daran ändern? Ich spüre die Notwendigkeit und den Wunsch, mich nicht mehr zu begnügen mit dem, wie es ist. Ich möchte mich leiten lassen von Gottes Gnade, Liebe und Menschenfreundlichkeit, die ich in den guten Gaben voller Dankbarkeit entdecke. So beginne ich neben meinem Dank auch zu bitten und zu suchen: „Ja, Gott, leite und führe mich recht.“
Lied
„Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand: der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf.
Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt, und hofft auf ihn.“
(Lied „Wir pflügen und wir streuen“, Evangelisches Gesangbuch 508)
ANHANG:
Erntedank (Pixabay). Michael Kalisch (Foto: Jann-Matis Armbörster). Die Fotos dürfen kostenlos verwendet werden.
Die Kirchengemeinde Gummersbach freut sich über 20.000 Euro von den Rotary-Clubs in Gummersbach zur Sanierung des Glockenturms. Damit leisten die Rotary Clubs einen großen Beitrag zum erfolgreichen Fortgang der Sanierungsarbeiten des Glockenturms.
Überreicht wurde die Spende von Frank Grebe, Thomas Braeucker, Dr. Gert Riemenschneider und Lutz Hassenjuergen.
Gert Riemenschneider: „„Die Gummersbacher Rotary-Clubs wollen mit dieser Spende den Erhalt eines Gebäudes unterstützen, das nicht nur von historischer Bedeutung ist, sondern auch eine besondere Strahlkraft über Gummersbach hinaus besitzt.“
Anwesend von Seiten der Kirche waren Pfarrer Markus Aust, Pfarrer Krüger, Baukirchmeister Frank Vogt, Uwe Selbach als Vorsitzender des Presbyteriums der Kirchengemeinde sowie Michael Braun, Superintendent des Kirchenkreises An der Agger.
Anlässlich der Spendenübergabe wurde auch das neue Banner (sechs mal sechs Meter) am Kirchturm präsentiert.
„Wir müssen miteinander reden…! Gott“ steht darauf. Zum Hintergrund: Die Kirche muss noch weiterhin eingerüstet bleiben, weil Arbeiten im Turminneren zur Reparatur der tragenden Holzkonstruktion von Glockenstuhl und Turmhelm noch ausstehen. Dafür müssen für die Stahl- und Holzträger vom Gerüst Zugänge mit Transportöffnungen geschaffen werden.
„Wann werden die Glocken wieder läuten?“ – werden wir oft gefragt, erzählt Pfarrer Uwe Selbach. Architekt Peter Wirsing gibt Auskunft: „Momentan laufen die komplexe Planung und Abstimmung zwischen Statiker, Holzsachverständigem und Denkmalamt über Art und Umfang der Arbeiten. Die Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten werden bis Ende 2021 gehen. Danach wird die Fassade verputzt. Da dies temperaturabhängig ist, werden diese Arbeiten voraussichtlich ab Frühjahr/Sommer 2022 erfolgen. Im Herbst 2022 könnten dann die Glocken wieder läuten.“
Banner übernimmt die Aufgabe der Glocken
Die Aufgabe der Glocken besteht ja darin, dass sie die Gläubigen – aber auch die anderen! – zum Gottesdienst einladen sollen und daran erinnern möchten! Quasi als „Interimslösung“ hat das Banner diese Aufgabe übernommen: „Wir müssen miteinander reden!“ – Daran sollen Menschen erinnert werden: Gott sucht den Kontakt zu seinen Menschen – schon vom Anbeginn der Schöpfung: „Adam, wo bist du?“ (1. Mose 3,9) – und das Banner ergänzt: „Wir müssen miteinander reden!“ – über dich, über mich, über „Gott und die Welt! Übrigens: „Adam“ ist ja hebräisch und bedeutet: „Mensch“!
Die notwendige Sanierung des Glockenturms kostet insgesamt zwei Millionen Euro. Ein Förderverein kümmert sich um die Erhaltung des historisch wertvollen Gebäudes.
Die Wochenandacht kommt von Pfarrerin Gabriele Bach aus Ründeroth
Andacht in Corona-Zeiten – das fällt mir gerade ziemlich schwer. Mir ist eigentlich nicht nach Andacht zumute. Eher sorge ich mich, ob eine zweite Ansteckungswelle kommt, ob die Schule meines Sohnes weiter Präsenzunterricht anbieten kann, ob ich in Quarantäne muss, ob im Krankenhaus die Grünen Damen und Herren wiederkommen, wenn sie wiederkommen dürfen, ob die Situation in den Heimen weiter so angespannt bleibt, ob unsere Kirchen noch leerer werden nach Corona, ob der Impfstoff irgendwann gefunden wird, ob die Reise-Firma meines Mannes das alles übersteht, ob wir gesund bleiben – ob, ob, ob.
Ich nehme an, Sie könnten da auch noch ein paar „Obs“ anfügen. Nein, tatsächlich, für eine beschauliche Andacht habe ich im Moment keinen Sinn. Es ist die Sorge, die sich breit macht und mir oft die Kraft raubt für den Alltag.
„Sorgt nicht um euer Leben…“ heißt es in der Bergpredigt Jesu (Matthäus 6,25-34). „Denn wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt?“ Stimmt! Das ist wirklich ein starker Satz. Und ich weiß ja längst, dass Sorgen nichts bringen. Im Gegenteil, sie lähmen, sie nehmen nötige Gestaltungskraft weg, sie fressen die Hoffnung auf, sie machen Panik. Sie sollten keine Chance bekommen.
Und doch sind sie da und verschwinden auch nicht so einfach. Also wohin mit den Sorgen, die ich nicht verhindern kann? Im ersten Petrusbrief heißt es: „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“ Das gefällt mir auch gut. Meine Sorgen abwerfen. Denn so kann ich erstens selbst aktiv werden, und zweitens ist da ja offensichtlich auch einer, der meine Sorgen auffangen kann, sie im Gegensatz zu mir auch ertragen und aushalten kann – und dann auch noch anbietet, für mich zu sorgen.
Ich fand neulich einen weisen Spruch zu diesem Thema. Ob er aus China oder von Martin Luther stammt, konnte ich nicht mehr herausfinden, aber das ist jetzt auch nicht so wichtig:
„Dass die Vögel der Sorge und des Kummers über Deinem Haupt fliegen, kannst Du nicht ändern. Aber dass sie Nester in Deinem Haar bauen, das kannst Du verhindern.“
Da bin ich wahrscheinlich gut mit beschäftigt in diesem Herbst und Winter. Die Sorgenvögel am Nesterbauen hindern. Sie vielleicht auch. Und hoffentlich, hoffentlich kommen dabei auch ein paar schöne sorglose Herbst- und Wintertage für uns alle heraus.
Andacht in Corona-Zeiten – geht doch!
Ihre
Gabriele Bach
Pfarrerin der Kirchengemeinde Ründeroth und Krankenhausseelsorgerin am Klinikum Oberberg